Cover des Buches Doppelpass (ISBN: 9783423141482)
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Rezension zu Doppelpass von Charles Lewinsky

Rezension zu "Doppelpass" von Charles Lewinsky

von Gospelsinger vor 11 Jahren

Rezension

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Gospelsingervor 11 Jahren
Tom Keita hat es geschafft. Er ist aus Guinea in die Schweiz gekommen, um Fußball zu spielen, und es läuft gut. Sehr gut sogar. Der Mittelstürmer spielt erfolgreich, wird vom einflussreichen Klubpräsidenten Eidenbenz gefördert, ist mit der karrierebewussten Claudia verlobt, fährt einen dicken Wagen und bewohnt ein schönes Haus. Als sein sehr entfernter Cousin Mike auftaucht, ist es für Tom selbstverständlich, ihn aufzunehmen. Denn schließlich ist er, na ja, nicht wirklich ein Cousin, aber aus dem gleichen Dorf, und somit ein Verwandter, dem es zu helfen gilt. Aber Mike ist illegal eingereist, und Claudia sieht Toms Karriere in Gefahr, wenn das herauskommt, zumal Eidenbenz ein hochrangiger Lokalpolitiker ist und aus seiner rechtspopulistischen Gesinnung kein Hehl macht. Gegen illegale Einwanderer, und das sind für ihn alle, die nicht Fußball spielen, wettert Eidenbenz besonders kräftig. Mike muss also weg. Eine vorübergehende Unterkunft und ein angenehmer illegaler Job finden sich, und alles könnte prima laufen. Aber dann hat Mike einen Unfall und trifft eine folgenschwere Entscheidung. Ich fand diesen Roman einfach herrlich, besonders die Gedankengänge von Eidenbenz und Claudia. Claudia ist strunzdumm, immer nur auf Außenwirkung bedacht und hat nur ihren Aufstieg in die Prominenz im Kopf. Eidenbenz ist ein Heuchler vom Feinsten. Während er den Fußballspieler Tom sofort einbürgern lassen will, ist er gleichzeitig für eine völlige Abschottung gegenüber Flüchtlingen. Aber sein Sohn und seine Frau spielen da nicht mit... Dieses Buch war ursprünglich ein Fortsetzungsroman in der Schweizer Zeitschrift Weltwoche. Jede Woche erschien ein Kapitel. Das merkt man dem Buch aber nicht an; der Lesefluss wird nicht gestört, im Gegenteil. Die Geschichte wird rasant und streckenweise urkomisch erzählt und liest sich sehr gut. Für Nicht-Schweizer wäre allerdings ein Glossar hilfreich gewesen, das neben den Schweizer Dialekt-Ausdrücken auch noch die vielfältigen Andeutungen im Text näher erklärt. Ich kann diese intelligente Satire über Doppelmoral in der Ausländerpolitik nur wärmstens empfehlen.
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