Cover des Buches Weil sie das Leben liebten (ISBN: 9783426517291)
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Rezension zu Weil sie das Leben liebten von Charlotte Roth

Eine Liebeserklärung an menschliches und tierisches Leben aller Art

von Caillean79 vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Eine Liebeserklärung an menschliches und tierisches Leben aller Art - und so wichtig im Zusammenhang mit dem historischen Bezug!

Rezension

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Caillean79vor 7 Jahren

Was ich an Charlotte Roth so mag ist, dass sie sich immer wieder an tolle historische Themen wagt, die so noch von niemandem aufgearbeitet worden sind. In ihrem ersten Roman war das beispielsweise die Zeit der Wende im geteilten Deutschland und die Emanzipationsbewegung, im zweiten Buch waren es die Olympiade 1936 und das Thema Sportler im dritten Reich. In diesem Buch ist es die Geschichte der Sinti während des Nationalsozialismus und die wechselhafte, oft auch traurige, Geschichte des Berliner Zoos in dieser Zeit.

Und mit diesen wirklich gut recherchierten Themen sticht sie aus der Masse der Romane um das frühe 20. Jahrhundert heraus. Ich habe Frau Roth mittlerweile als Garantin für spannende historische Unterhaltung kennengelernt und so wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht.

Die Personen des Romans haben es mir allerdings diesmal etwas schwerer gemacht. Franka und Carl sind für mich aufgrund ihrer Traumata, die sie durch ihr Leben begleiten, mitunter nicht so greifbar gewesen. Frankas Scheu im Umgang mit Menschen konnte ich teilweise nur schwer nachvollziehen, auch wenn die Autorin wirklich versucht hat klarzumachen, wieso Franka so ist, wie sie eben ist. Carl, der ein ebenso schwieriger Fall war, konnte mich auch nicht so ganz „mitnehmen“. Und auch Adam, die dritte Hauptperson, ein junger Mann mit Sinti-Abstammung, war in mancher Situation für mich etwas schwer nachvollziehbar. Sein Stolz, seine Worte Franka gegenüber… ich empfand es nicht immer als passend, auch wenn die Verbundenheit zwischen den beiden nachvollziehbar geschildert war.

Ein besonderes Highlight des Buches waren aber für mich die Tiere des Berliner Zoos. Man lernte ein paar ganz besondere Exemplare als Begleiter von Franka, Carl und Adam sehr nah kennen. So zum Beispiel das Flusspferd Waltraud, das Zebra Arpad und den Kaiman Heinz-Peter. Im Nachwort erfährt man, dass diesen Tieren tatsächlich zur damaligen Zeit lebende Tiere aus dem Berliner Zoo Pate gestanden haben. Frau Roth hat auch hier wieder gut recherchiert und die Tiere noch einmal lebendig werden lassen und ihnen mit diesem Buch wohl auch ein kleines Denkmal gesetzt.

Jeder, der sich für die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland interessiert und Tiere mag, sollte dieses Buch lesen. Denn es ist nicht vordergründig eine Liebesgeschichte. Oder vielleicht doch: es ist eine Liebeserklärung an menschliches und tierisches Leben in jeglicher Form.

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