Cover des Buches Little Bee (ISBN: 9783423248198)
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Rezension zu Little Bee von Chris Cleave

Ein wuchtiges, eindringliches Werk, das zum Nachdenken anregt

von sandra_plaar vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein wuchtiges, eindringliches Werk, das mit seiner beklemmenden Aktualität zum Nachdenken anregt.

Rezension

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sandra_plaarvor 9 Jahren

Das Cover lässt nichts über die zugleich wuchtige wie tragische Thematik des Buches erahnen. Im Roman von Chris Cleave prallen zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite wird die Geschichte von Little Bee, einer aus Nigeria stammenden 16-Jährigen, geschildert, die aus ihrem Land flüchtet, um sich auf den Weg zu einem Ehepaar zu machen, mit dem sie lediglich durch ein tragisches Ereignis verbunden ist. Nach zweijähriger Haft in einem Abschiebelager wird sie, einem Zufall verdankend, entlassen und setzt ihre Reise fort. Sie taucht just in dem Moment bei dieser Familie auf, als der Ehemann beerdigt wird.

Auf der anderen Seite steht Sarah, eine erfolgreiche Journalistin, stellvertretend für die nach Erfolg und Macht Strebenden der industriellen Gesellschaft. Mit dem Auftauchen von Little Bee reissen alte, verdrängt geglaubte Wunden auf. Gleichzeitig werden in Sarah die in Vergessenheit geratenen Ideale von einst, etwas auf dieser Welt bewegen zu wollen, wach. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich trotz aller widriger Umstände eine tiefe durch Menschlichkeit geprägte Freundschaft. Doch wird es Sarah gelingen, Little Bee vor der Abschiebung zu bewahren?

„Little Bee“ ist von beklemmender Aktualität, gerade in dieser Zeit, in der wir durch die täglichen Bilder ertrinkender Flüchtlingsopfer in den Medien daran erinnert werden.

„Vielleicht ist die ganze Welt ein Entwicklungsland.“, stellt Sarah resigniert fest und drückt damit messerscharf aus, dass Europa in Sachen Flüchtlingsproblematik durchaus Entwicklungsbedarf hat und sich den grundlegenden Problemen humanitärer Hilfe stellen müsste.

Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt. Es hat mich zu Tränen gerührt, nachdenklich gestimmt und auch wütend, ohnmächtig gemacht. Selbst, wenn die Figuren und Handlungsorte des Romans fiktiv sind, können wir uns der Tatsache nicht entziehen, dass das Geschilderte bittere, alltägliche Realität ist. Und gerade durch dieses stille Wissen löst dieses Buch eine tiefe Betroffenheit aus.
Ich kann das Buch nur empfehlen. Allerdings darf man nicht allzu zart besaitet sein.

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