Cover des Buches An einem Tag im Januar (ISBN: 9783442301102)
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Rezension zu An einem Tag im Januar von Christopher Coake

Zu sich selber finden

von M.Lehmann-Pape vor 11 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 11 Jahren


Bald ist es wieder soweit, der Geburtstag des Sohnes Brendan im Januar näher sich. Brendan, der vor 7 Jahren wütend war auf seinen Vater. Brendan, der vor 7 Jahren seinen Rucksack packte und heimlich abhauen wollte. Wohl das Gleichgewicht verlor, die Treppe hinunterstürzt und starb.

Ein Geschehen, das seine Eltern zutiefst verzweifeln ließ, in Trauer stürzte, an dem auch die Ehe der beiden, Chloe und Mark, sich auflöste.

Nun ist Mark soweit. Jahre später. Zumindest glaubt er das. Nach Schuldgefühlen, Trauer, Schmerz. Er glaubt, den Tod seines Sohnes einigermaßen bewältigt zu haben, die Trennung von seiner Frau hinter sich lassen zu können, um mit der jungen Allison neu anzufangen.

Doch da gerät sein brüchiger Rahmen wieder aus allen Fugen. Jene Frau, die das ehemalige Haus der Familie erworben hat, behauptet, die Anwesenheit Brendans zu spüren, behauptet, ihr Sohn Jacob hätte Brendan nachts gesehen. Als Geist wäre er noch hier.

Mark zweifelt. Bricht zunächst alle Kontakte zu jener Connie ab, die ihn aufgesucht hat. Verweigert auch den Kontakt mit seiner ehemaligen Frau Chloe, die sich auf die Suche nach Brendans Geist eingelassen hat. Und spürt doch, wie sehr das alte Leben noch an ihm nagt, wie sehr er sich in dies glückliche Zeit zurückwünscht.

Vor allem aber spürt er, dass seine Gefühle für Chloe noch lange nicht erkaltet sind. Oder ist auch das nur Ausdruck dessen, dass er die Ereignisse nicht wirklich verarbeitet hat?

Mark beginnt, in seinem „neuen“ Leben zu taumeln und wendet sich sogar wieder dem Alkohol zu, ein nur vermeintlicher „Helfer in der Not“, den er vor Jahren angewidert aus seinem Leben verbannt hatte. Mehr und mehr spürt Mark, dass ihn die Seinen, seine neue Geliebte, sein bester Freund, sein Vater, kaum mehr erreichen,

Doch ein letzter Rest rationalen Verstandes kämpft gegen diese irrationale Hoffnung auf einen Geist an.

Breit legt Christopher Coake seine Geschichte an. Eine Geschichte, die bei weitem keine „Geistergeschichte“ im eigentlichen Sinne des Wortes ist, sondern sich eher mit den „Geistern der Vergangenheit“ beschäftigt, die in den Klauen halten. Anhand seine Hauptperson Mark vollzieht Coake das eigentliche Thema seines Romans nach: Loslassen können und loslassen lernen.

Wichtige Momente in jedem Leben, bei jedem Menschen. Das Menschen dazu neigen, sich an Vertrautem und vermeintlich Sicherem festzuhalten und das diese Haltung letztlich zerstörerisch au die eigene Person und die Nächsten auswirken kann, dafür steht dieser Mark. An der Figur der Chloe demgegenüber wird Coake im Lauf des Buches aufzeigen, was es heißt, wenn man nicht loslassen kann.

Ein interessantes Thema, das auch von der Spannung her getragen wird, was denn genau nun am Jahrestag des Geburtstages des toten Brendan im alten Haus passieren wird. Ein Buch aber auch, dass trotz der flüssigen und breit erzählenden Sprache nicht immer in der Lage ist, die emotionalen Kämpfe und die innere Zerrissenheit der Figuren, vor allem der des Mark, dem Leser spürbar und erfahrbar nahe zu bringen.

Zwar beschreibt Coake wortgewandt, aber doch zu sehr im Äußeren und vermag es an manchen Stellen nicht, die Emotion auch fühlbar zu gestalten.

Im Gesamten ein runder, flüssiger Roman über eine Menschen im Unglück, Menschen in verhärteter Trauer, die darum zu kämpfen haben, nicht rückwärtsgewandt stecken zu bleiben.

Ob das „Loslassen“ gelingt und welche Lebenserfahrungen Marks Vater entscheidend beitragen können wird, das sind Ereignisse, die realitätsnah im Buch geschildert werden und gut zu lesen im Raume stehen.

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