Cover des Buches Die Unsterblichkeit der Signora Vero (ISBN: 9783784433585)
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Rezension zu Die Unsterblichkeit der Signora Vero von Cornelia Becker

Leben und Sterben …

von Herbstrose vor 9 Jahren

Rezension

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Herbstrosevor 9 Jahren

Sie hatte ein aufregendes Leben, die reiche exzentrische Signora Vero aus Sardinien, doch nun ist sie alt und einsam und möchte sterben. Aus diesem Grund sucht sie jemanden, der ihr dabei behilflich sein könnte, und bietet als Gegenleistung an, ihn als Alleinerbe einzusetzen. Sie trifft auf Cordula Pasini, eine 42-jährige Autorin, die schon ihren krebskranken Mann Gaetano beim Sterben unterstützte. Obwohl ihr Mann ihr eine Menge Schulden hinterlassen hat und sie ihre 13-jährige Tochter Anna versorgen muss, lehnt Cordula zunächst ab. Stattdessen kann sie die Signora davon überzeugen, gegen Bezahlung ihre Tagebücher und handschriftlichen Aufzeichnungen zu sichten, um über ihr Leben einen Roman zu schreiben. Dass die gemeinsame Arbeit dieser zwei so unterschiedlichen Frauen nicht reibungslos verläuft, versteht sich von selbst. Und während Signora Vero nach und nach ihren Lebensmut zurück erhält, gerät Cordulas Leben mehr und mehr aus der Bahn …

„Die Unsterblichkeit der Signora Vero“ ist ein relativ kurzer Roman, der aber doch eine gewisse Lesezeit abverlangt. Dies liegt m.E. zum einen an dem etwas eigenwilligen Schreibstil der Autorin Cornelia Becker, zum anderen an den häufigen Rückblenden zu Beginn der Geschichte. Etwas störend ist auch, dass die wörtlichen Reden ohne Anführungszeichen gedruckt sind, zumal die Geschichte in Ich-Form aus der Sicht von Cordula erzählt wird und sich dadurch manchmal mit den Gesprächen anderer Personen überschneidet.

Anhand des Klappentextes, des Buchtitels und des Prologs erwartet man eine spannende Geschichte über Signora Veros interessantes Leben, über Sardinien und über Sterbehilfe, die es ja dort heute noch im Verborgenen geben soll. Doch es geht hauptsächlich um Cordula, ihre Probleme mit ihrer pubertierenden Tochter und ihre Trauer um ihren verstorbenen Mann, dessen Geist noch allgegenwärtig ist. Das bewegte Leben der Vero wird als zweiter Erzählstrang in Form der Tagebuchaufzeichnungen ab und zu eingefügt. Gut heraus gearbeitet ist die Beziehung der beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können. Interessant dabei ist, dass sich im Verlauf der Geschichte die Charaktere der Beiden ins Gegenteil wandeln. Erscheint Cordula zu Anfang als warmherzige, willensstarke Frau, wird sie bald mehr und mehr egoistisch, unstrukturiert und unsympathisch, während man Signora Vero immer besser versteht und sie an Sympathie gewinnt.

Die Geschichte ist getragen von einer schwermütigen Grundstimmung. Sardinien im Winter lässt da nichts anderes erwarten. Heitere Momente oder Szenen zum Schmunzeln sucht man vergebens, es überwiegen Existenzängste, Verlustgefühl und Verlassenheit. Auf das Thema Sterbehilfe wird leider nicht weiter eingegangen. Der zugegebenermaßen überraschende und so nicht erwartete Schluss lässt den Leser bedrückt zurück. Viele Fragen bleiben ungeklärt und sollen vielleicht zum Nachdenken anregen.

Fazit: Ein interessantes Buch, etwas anders als man von Titel und Klappentext erwartet, dennoch durchaus lesenswert.

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