Rezension zu Ana. Der sanfte Tod einer Rebellin von Cyrill A. Wyss
Viele Fragezeichen bis zum Schluss
von Schlumpfinchen1986
Kurzmeinung: Leider hat mich dieser Roman sehr enttäuscht, weil das eigentliche Thema im Sumpf von Drogen und Prostitution leider unterging.
Rezension
Schlumpfinchen1986vor 7 Jahren
Angekündigt wird der erste Teil der Romantrilogie "Ana. Der sanfte Tod einer Rebellin" wie folgt:
1. Ana war kein Wunderkind. Ihre Mutter wollte das ändern.
2. Die Zahl der Kinder mit dem Krankheitsbefund "Aufmerksamkeitsdefizit - Hyperaktivitätsstörung" (ADHS) nimmt weltweit zu. Schüler werden mit stark wirkenden und das Bewusstsein verändernden Psychopharmaka ruhig gestellt. Versprochen werden konzentriertes Arbeiten, Erfolg! - Die Schweiz steht gemäß UN Report weltweit auf Rang 6 des Pro-Kopf-Verbrauchs an Methylphenidat. Knapp hinter den USA und vor Deutschland. Weshalb ist das so? Und: Verwandeln die verabreichten Medikamente frischgebackene Patienten wirklich in angepasste Musterschüler? Der Schweizer Autor Cyrill A. Wyss, selber Vater einer Tochter und zweier Söhne, zeichnet in seinem Roman Lebensschicksale Betroffener nach. - Wer scheitert; wer überlebt?
Die Einführung von Pascal Rudin, Repräsentant an den Vereinten Nationen, Kinderrechte und Kinderschutz, geht in eine eindeutige Richtung. Scharf wird der derzeitige Anstieg der verschriebenen Medikamente an Kinder nachgezeichnet und kritisiert - ohne dass der Leser zuvor die Möglichkeit gehabt hätte, sich selbst eine Meinung zu bilden und ohne die andere Seite der Medaille zu betrachten. Ein solches Plädoyer hätte vielleicht eher am Ende des Romanes seinen Platz gehabt. Dem Einstieg wäre eine sachlichere und objektivere Darstellung sicherlich zuträglicher gewesen.
Der eigentliche Roman beginnt mit der Vorstellung der Romanfigur Ana Kämpfer am Ende ihres Lebens, scheinbar verbittert und aufgrund ihrer Dickleibigkeit bewegungsunfähig ans Bett einer Klinik gefesselt. Wie sie dort hin kam, bleibt bis zum Ende unaufgelöst. Ihre weitere Geschichte erfährt man durch Anas Erzählungen, zunächst mündlich, später schriftlich. Was diese allerdings mit der eigentlichen Thematik ADHS zu tun haben, löst sich erst zum letzten Drittel des Buches auf - zumindest scheinbar. Zuvor geht es lediglich um das bewegte Leben der Hauptdarstellerin im Sumpf von Prostitution und Drogen. Aus diesen Kreisen heraus wird sie dann auch zu einem ebenfalls zwielichten Kongress eines Wirtschaftsgiganten zur Einführung eines neuen Medikamentes zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit und des Gehorsams von Kindern und Jugendlichen als Versuchsobjekt gebucht. Zwar kommt der Autor hier zum eigentlichen Thema und Anas Erfahrungen in ihrer Kindheit werden ebenfalls kurz dargestellt, doch bleibt die Darstellung so knapp, wirr und unrealistisch, dass auch hier keine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der eigentlichen Thematik stattfinden kann.
Im Großen und Ganzen hat Cyrill A. Wyss in meinem Augen das Thema seines Romanes zugunsten der Darstellung einer verzweifelten, tragischen und einsamen Figur, die sich aufgrund ihrer lieblosen Kindheit in Drogen und Prostitution verliert, verfehlt. Ob es ihm gelingt, in den folgenden zwei Teilen dieser Trilogie die Kurve zu bekommen, bleibt abzuwarten. Für mich endet die Trilogie allerdings bereits jetzt. Schade ... denn dass es sich bei der Vergabe von Medikamenten um ein hochbrisantes und wichtiges Thema unserer Zeit handelt, bleibt für mich unbestreitbar.
1. Ana war kein Wunderkind. Ihre Mutter wollte das ändern.
2. Die Zahl der Kinder mit dem Krankheitsbefund "Aufmerksamkeitsdefizit - Hyperaktivitätsstörung" (ADHS) nimmt weltweit zu. Schüler werden mit stark wirkenden und das Bewusstsein verändernden Psychopharmaka ruhig gestellt. Versprochen werden konzentriertes Arbeiten, Erfolg! - Die Schweiz steht gemäß UN Report weltweit auf Rang 6 des Pro-Kopf-Verbrauchs an Methylphenidat. Knapp hinter den USA und vor Deutschland. Weshalb ist das so? Und: Verwandeln die verabreichten Medikamente frischgebackene Patienten wirklich in angepasste Musterschüler? Der Schweizer Autor Cyrill A. Wyss, selber Vater einer Tochter und zweier Söhne, zeichnet in seinem Roman Lebensschicksale Betroffener nach. - Wer scheitert; wer überlebt?
Die Einführung von Pascal Rudin, Repräsentant an den Vereinten Nationen, Kinderrechte und Kinderschutz, geht in eine eindeutige Richtung. Scharf wird der derzeitige Anstieg der verschriebenen Medikamente an Kinder nachgezeichnet und kritisiert - ohne dass der Leser zuvor die Möglichkeit gehabt hätte, sich selbst eine Meinung zu bilden und ohne die andere Seite der Medaille zu betrachten. Ein solches Plädoyer hätte vielleicht eher am Ende des Romanes seinen Platz gehabt. Dem Einstieg wäre eine sachlichere und objektivere Darstellung sicherlich zuträglicher gewesen.
Der eigentliche Roman beginnt mit der Vorstellung der Romanfigur Ana Kämpfer am Ende ihres Lebens, scheinbar verbittert und aufgrund ihrer Dickleibigkeit bewegungsunfähig ans Bett einer Klinik gefesselt. Wie sie dort hin kam, bleibt bis zum Ende unaufgelöst. Ihre weitere Geschichte erfährt man durch Anas Erzählungen, zunächst mündlich, später schriftlich. Was diese allerdings mit der eigentlichen Thematik ADHS zu tun haben, löst sich erst zum letzten Drittel des Buches auf - zumindest scheinbar. Zuvor geht es lediglich um das bewegte Leben der Hauptdarstellerin im Sumpf von Prostitution und Drogen. Aus diesen Kreisen heraus wird sie dann auch zu einem ebenfalls zwielichten Kongress eines Wirtschaftsgiganten zur Einführung eines neuen Medikamentes zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit und des Gehorsams von Kindern und Jugendlichen als Versuchsobjekt gebucht. Zwar kommt der Autor hier zum eigentlichen Thema und Anas Erfahrungen in ihrer Kindheit werden ebenfalls kurz dargestellt, doch bleibt die Darstellung so knapp, wirr und unrealistisch, dass auch hier keine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der eigentlichen Thematik stattfinden kann.
Im Großen und Ganzen hat Cyrill A. Wyss in meinem Augen das Thema seines Romanes zugunsten der Darstellung einer verzweifelten, tragischen und einsamen Figur, die sich aufgrund ihrer lieblosen Kindheit in Drogen und Prostitution verliert, verfehlt. Ob es ihm gelingt, in den folgenden zwei Teilen dieser Trilogie die Kurve zu bekommen, bleibt abzuwarten. Für mich endet die Trilogie allerdings bereits jetzt. Schade ... denn dass es sich bei der Vergabe von Medikamenten um ein hochbrisantes und wichtiges Thema unserer Zeit handelt, bleibt für mich unbestreitbar.