Cover des Buches Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin (ISBN: 9783426198865)
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Rezension zu Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin von Delphine de Vigan

Rezension zu "Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin" von Delphine de Vigan

von Anin vor 12 Jahren

Rezension

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Aninvor 12 Jahren
Mathilde lebt mit ihren 3 Kindern in Paris. Sie ist Witwe und ging ihrer Arbeit als stellvertretende Marketingleiterin bis vor kurzem gerne nach. Doch in letzter Zeit gibt es immer wieder Probleme mit ihrem Chef. Liegt es daran, dass Mathilde, diesem vor kurzem vor versammelter Mannschaft und das erste Mal während ihrer Arbeitsbeziehung widersprochen hat? Fakt ist, der Chef meidet sie, bezieht sie nicht mehr in die Geschäfte ein und auch ihre Kollegen wenden sich allmählich von ihr ab. Sie haben sich für ein Lager entschieden. Mathilde ist verunsichert und erschöpft, plötzlich ängstlich und ständig am grübeln. Immer wieder sieht sie sich neuen Intrigen ihres Chefs ausgeliefert. Sie bringt nur knapp noch die Kraft auf um sich um ihre Söhne zu kümmern und doch schleppt sie sich täglich zur Arbeit, angespornt durch eine treibende Kraft, der sie nichts zu entgegnen weiss. „Sie ist an diesem Punkt äusserster Anfälligkeit, äussersten Ungleichgewichts angelangt, an dem die Dinge ihren Sinn und ihre Proportionen verlieren. An diesem Punkt der Dünnhäutigkeit, an dem die winzigste Kleinigkeit sie in einen Freudentaumel versetzen oder vernichten kann.“ (Zitat Seite 78) Aus Verzweiflung sucht sie eine Wahrsagerin auf. Diese prophezeit ihr am 20. Mai eine Begegnung, die ihr Leben verändern wird. Doch an besagtem Tag scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen… Parallel zu Mathildes Geschichte lernt der Leser Thibault kennen. Der Arzt hat sich gerade von seiner grossen Liebe getrennt und irrt von Hausbesuch zu Hausbesuch um die Leiden seiner Patienten zu lindern. Immer wie absurder kommen ihm diese Gänge vor und er spürt allmählich eine Erschöpfung die sich am 20. Mai besonders ankündet: „Schon seit dem Morgen nahm Thibault ringsum eine Art Widerstand war, eine ungewohnte Dichte der Luft, eine allgemeine Verlangsamung, an der nicht das geringste Sanfte war. Ganz im Gegenteil hatte er jetzt den Eindruck, dass eine dumpfe Gewalt an die Oberfläche der Dinge aufsteige, eine Gewalt, die die Stadt nicht mehr zu zügeln vermochte.“ (Zitat Seite 173) Nach dem Jugendroman „No und Ich“ ist Delphine de Vigan eine weitere grossartige Geschichte gelungen. Mit grossem Einfühlungsvermögen und wunderschöner Sprache zeigt sie die Negativspirale aus Ohnmacht, Selbstzweifel, Erschöpfung und eigener Schuldzuweisung auf. Sie treibt ihre Protagonisten bis ans äusserste Limit, ans Ende ihrer Kräfte. Das Thema Mobbing ist aktuell und kann jeden treffen, dies wird einem nach der Lektüre dieser Geschichte bewusst. Ein absolut lesenswerter Roman!
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