Cover des Buches Mr Moonbloom (ISBN: 9783827009746)
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Rezension zu Mr Moonbloom von Edward Lewis Wallant

Rezension zu "Mr Moonbloom" von Edward Lewis Wallant

von sabrinacremer vor 11 Jahren

Rezension

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sabrinacremervor 11 Jahren
Meine Meinung: "Gefangen vom verzwirbelten Telefonkabel, war Norman sich und seiner dauernden Unruhe zum Opfer gefallen, aber jetzt, wo er endlich still saß, wurde er ruhig. [...] Das Kabel fesselte ihn ans Telefon und damit an den Drehstuhl und damit an den aufgeworfenen Fußboden, es verband ihn mit den verbeulten Aktenschränken und dem Schreibtisch, dessen Furnier geschrumpft und aufgebogen war wie abgestorbene Haut. Zwischen den Zähnen hatte er Katzengeruch und Staub." (Seite 15/16) Norman Moonbloom ist als Hausverwalter für seinen Bruder angestellt. Er hat vier Häuser in Manhattan, in denen er einmal pro Woche die Miete eintreibt. Die Häuser sind alle heruntergekommen. Überall stehen teure Reparaturen an und sein Bruder, der ihn für einen Versager und schlechten Verwalter hält, möchte kein Geld dafür zur Verfügung stellen. Nicht genug, dass Norman sich diese Mängel immer wieder anhören muss, und dass die Mieter versuchen, die Miete zu mindern. Nein, er wird auch von den Bewohnern als "Seelenklempner" benutzt. Er, der selber nicht mit seiner Welt klar kommt, muss sich die Probleme der anderen anhören. Und am besten auch lösen - genauso wie die Probleme in den Mietwohnungen. Norman hat - im Gegensatz zu seinem Bruder - bisher alles falsch gemacht. Sein Bruder Irwin hat seinen Erbanteil wirtschaftlich gut verarbeitet. Norman dagegen hat 28 Semester an immer anderen Universitäten immer andere Fächer studiert. Hätte sein Bruder ihn nicht angestellt, hätte Norman schneller lernen müssen, mit seinem Leben zurecht zu kommen. Doch dann kommt ein Punkt, an dem er selber krank wird. Und ein Ereignis sorgt dafür, dass sich seine Lebenseinstellung ändert. Er entsteigt seiner Blase und geht nach vorne. Er renoviert in den Häusen und möchte dafür sorgen, dass es den Bewohnern wieder besser geht. Und dann erhält er plötzlich auch noch eine sexuelle Energie, die vorher nicht da war... "Tja... es wird wohl an diesem Blick liegen, den Sie haben. Ihre Augen sind ausgehungert. Schauen Sie je in den Spiegel? Es ist etwas masochistisch Einladendes in Ihren Waschbärenaugen. steht drauf, wie auf dem kleinen Kuchen aus Alice im Wunderland." (Seite 183/184) Der Autor Edward Lewis Wallant starb 1962 im Alter von nur 36 Jahren in New York. 1 Jahr später wurde sein Buch “The Tenants of Moonblom” posthum publiziert. Ins Deutsche übersetzt wurde es allerdings erst jetzt. Die Ausgabe enthält ein Vorwort von Dave Eggers, welches das Buch und die Stimmung darin sehr gut wieder gibt. Allein schon das Vorwort hat mich sehr begeistert. Wallant schrieb insgesamt 4 Romane und wird im gleichen Atemzug mit anderen bedeutenden jüdisch-amerikansichen Autoren der Nachkriegszeit genannt (zum Beispiel Philip Roth und Norman Mailer). Sein Werk “Mr Moonbloom” ist wie eine Wundertüte: hinter jeder Tür, die sich öffnet, steckt eine neue Geschichte. Ein Buch in einer feinen Sprache, das den Leser in das New York der 60-er Jahre zurück versetzt. Vielen Dank an den Berlin / Bloomsbury Verlag, von dem mir dieses Buch zur Verfügung gestellt wurde. bookwives.wordpress.com
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