Selbstmord oder Mord? Das ist die Frage im fernen Tibet.
von Wuschelchen99
Kurzmeinung: Eine sehr gute Mischung aus Geschichtslektüre, Geografie und Krimi.
Rezension
Im weit entfernten Tibet kommt es immer öfter zu Selbstverbrennungen durch Tibeter. Eine international besetzte Kommission soll im Auftrag Chinas die Untersuchungen führen. In diese Kommission wird der ehemalige Ermittler Shan berufen, obwohl er eigentlich mit einer Verhaftung rechnete. Damit ist die vergangene, vogelfreie Zeit für ihn und seinen Begleiter, dem Mönch Lokesh, der tatsächlich inhaftiert wird, erst einmal vorüber. Doch was sind die wahren Hintergründe des Auftraggebers der Kommission, der chinesischen Besatzer? Kann Shan mit seinen unorthodoxen Ermittlungsmethoden und seinen halb chinesischen halb tibetischen Wurzeln Licht ins Dunkel bringen?
Eliot Pattisson hat mit „Tibetisches Feuer“ den 8. Teil der Buchserie um den Ermittler Shan geschrieben. Die voran gegangenen Bücher waren mir nicht bekannt, ich war also Neueinsteiger und kann für dieses Buch feststellen, dass es in sich abgeschlossen ist. Vorkenntnisse aus den anderen Büchern fand ich nicht notwendig.
Allerdings fand ich den Einstieg nicht ganz einfach, da ich mich mit den vielen Personen und komplexen Orten erst vertraut machten musste. Doch ab der Hälfte des Buches war ich von der wunderbar beschriebenen Landschaft Tibets, der besonderen Gewohnheiten der Tibeter, der Geschichte des Landes und der unerträglichen Unterdrückung durch das „Mutterland“ China so fasziniert, dass ich Shans ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden einfach nur noch weiter folgen wollte, ohne eine Pause dabei einzulegen. Die vielen Überraschungen im Verlauf der Entwicklungen, vermischt mit der tiefen Verbundenheit der Tibeter zu ihrem Land, dem Ertragen der Unterdrückung und der doch dabei vorhandenen Gelassenheit erzeugten dabei eine unheimliche Spannung. Gewürzt wird alles noch mit einer Kriminalgeschichte, die nicht so leicht zu durchschauen, aber durchaus logisch ist.
Ganz klar kann ich eine Leseempfehlung aussprechen. Einen winzig kleinen Abzug muss ich für die lang andauernde und zähe Verwirrung bis zur Mitte des Buches machen. Aber ich muss sagen, dass ich gern mehr über den Ermittler Shan und den weisen Mönch Lokesh erfahren möchte. Die anderen Bücher werde ich daher wohl sicher lesen.