Rezension zu "Das Diplomgeschäft" von Felipe Pena
Bücher sind Fenster auf die Welt. Wer gerne diesmal einen Blick auf Brasilien werfen möchte, trifft bei diesem Buch eine gute Wahl.
Die größte Universität Rio de Janeiros hat ein dunkles Geheimnis. Was verbergen die hohen Tiere der Administration, die Mitglieder des Hochschulrats? Und was hat das alles mit Adriana zu tun, eine Pharmaziestudentin, die mitten in der Mensa erschossen wird? Und mit dem Songtext, den sie auf einem Zettel gekritzelt bei ihrem Tod in der Hand hält? Der Rektor und Eigentümer der Universität weiß keinen Rat und beauftragt einen ungewöhnlichen Detektiv: Psychologieprofessor Antonio Pastoriza soll aufklären, was in der Universität vor sich geht.
„Das Diplomgeschäft“ ist ein ungewöhnlicher Kriminalroman. Die Geschichte ist spannend, mit einigen überraschenden Wendungen,Der einen oder anderen klassischen Actionszenen und Intrigen auf höchstem Niveau Die Universität befindet sich mitten in einer Favela, einem der Armenviertel Rios, sodass die Handlung mitten im Krieg zwischen den Drogenbaronen, illegalen Milizen und der Polizei stattfinden kann. Jedoch ist die Universität selbst der große Protagonist. Dieses Buch, das im Original „Fabrica de diplomas“ heißt, „Die Diplomfabrik“, ist eine Kritik an das brasilianische Bildungssystem und insbesondere an private Hochschulen, die Bildung weniger als eine Berufung und mehr als ein schieres Geschäft sehen, in dem die Qualität vernachlässigt werden kann, so lange das Geld in die Kassen fließt.
Wer „Das Diplomgeschäft“ liest, wird gut unterhalten und lernt einiges über die Schattenseiten des brasilianischen Systems. Gut gefallen haben mir die originellen Protagonisten – unter anderem Lukas, der erste Analphabet, der die Zulassungsprüfung für die Universität geschafft hat – sowie der ungewöhnliche Schauplatz. Ich fand die Geschichte nicht immer glaubwürdig, was ich nicht als störend empfand, vor allem da die Handlung bis zum Ende fesselnd war. Für meinen Geschmack hat die Systemkritik etwas zu oft die Spannung der Handlung unterbrochen. Trotzdem erhält dieses Buch von mir eine klare Leseempfehlung: Wer dem Genre nicht abgeneigt ist und sich für Brasilien interessiert, wird hier nicht enttäuscht!