Cover des Buches Tausend Teufel (ISBN: 9783423261708)
Rezension zu Tausend Teufel von Frank Goldammer

Tod in Ruinen

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Hat mich nicht so begeistert wie der erste Band.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren

Der zweite Band um Goldammers Ermittler Max Heller führt wieder ins zerbombte Dresden. Nachkriegswinter 1947: Die Macht der russischen Besatzer scheint allumfassend, die Bevölkerung hungert und friert und kämpft ums Überleben. Da findet Heller einen bestialisch ermordeten Mann und in der Nähe der Leiche einen Rucksack mit einem abgetrennten Männerkopf. Ermittlungen gestalten sich als schwierig, die Toten waren wohl Russen und die Militärs wollen keine Einmischung von außen.
Max Heller geht aufrecht und gradlinig wie eh und eh durch’s Leben. So wenig wie er während des Nationalsozialismus Parteimitglied war, so wenig möchte er nun der SED beitreten. Das Elend um ihn herum macht ihm zu schaffen, für einen Kanten Brot ist fast jeder bereit sich zu verkaufen. Aber er sieht auch mit Schrecken, wie schnell sich die Menschen von einer Ideologie zu nächsten wenden. Fassungslos macht ihn das Schicksal der elternlosen Kinder, die in den Ruinen leben und die völlig allein gelassen ums Überleben kämpfen.
Ich habe den ersten Band sehr gut gefunden, beim zweiten Band fehlte mir die Weiterentwicklung. Die Schilderung des Elends der Nachkriegszeit mit Hunger und Kälte nimmt breiten Raum ein, was nicht verkehrt ist, denn es wirkt sehr gut recherchiert und real. Schwarzhändler, Korruption, alte Nazis und Wendehälse bestimmen das Bild. Max Heller wird als Figur dargestellt, der über allem steht, der sogar eine Tasse Bohnenkaffee ablehnt, weil er sich nicht verkaufen möchte. Dafür kümmert er sich selbstlos um Alte und elternlose Kinder, selbst wenn es die Ration seiner Familie schmälert. Er wird als Lichtgestalt zwischen all dem Bösen inszeniert, das war mir mit zu wenig Zwischentönen dargestellt.
Der Kriminalfall wirkt etwas kompliziert konstruiert, manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass er hinter der Milieu- und Zeitschilderung zurückstehen sollte.
Für das Verständnis ist es hilfreich, den ersten Band zu kennen. Man wird allerdings dann auch das Gefühl haben, dass der Krimi wie ein zweiter Aufguss wirkt.




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