Cover des Buches Die Asche meiner Mutter (ISBN: 9783442723072)
Rezension zu Die Asche meiner Mutter von Frank McCourt

Rezension zu "Die Asche meiner Mutter" von Frank McCourt

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Es fällt mir sehr, sehr schwer, dieses Buch zu rezensieren, denn der irische Alltag des jungen Frank McCourt ist geprägt von Armut, Feuchtigkeit und dem Verlust von Geschwistern und Freunden. Es ist der Kampf einer Frau, Frankies Mutter, um Nahrungsmittel, Kleidung und eine trockene Unterkunft. Es ist ein Kampf gegen Krankheiten, Flöhe und Läuse, Trunkenheit und gegen die Vorurteile bezüglich der Nordiren. Es ist ein Kampf um familiäre und kirchliche bzw. staatliche Unterstützung, damit die Kinder sowohl Kleidung als auch etwas zu essen haben. Es ist ein Bericht vom Aufstehen, wenn der Mann endlich eine regelmäßige Arbeit gefunden hat, und vom Hinfallen, wenn er das Geld wieder einmal in einer der nahegelegenen Kneipen versoffen und schließlich sogar den Job verloren hat. Es ist ein Gemälde des Lebens unter einfachsten Bedingungen, wie man sie heute nur aus den TV-Berichten über ferne, arme Länder kennt. Es ist beklemmend, zu lesen, wie der junge Frank seine Kinderjahre erlebt und nur davon träumt, endlich richtig arbeiten zu können, um Geld für seine Heimkehr nach Amerika zu verdienen. Alles ist trist, grau, feucht und verdreckt, nur selten durchbrochen von hellen, warmen und erfreulichen Momenten- z.B. dann, wenn die Familie in den ersten Stock ihres gemieteten Hauses ziehen, den sie Italien nennen. Richtig erschreckend war für mich der Moment, in dem mir klar wurde, dass Frank seinen Verdienst nur für sich behält, um sich irgendwann die Überfahrt in sein Geburtsland Amerika zu leisten, aber kaum einen Gedanken an seine Mutter und seine verbliebenen Geschwister „verschwendet“, die seine Unterstützung bitter nötig haben. Einen Familiensinn, wie wir es heute kennen, gab es damals scheinbar nur selten. Der Stil des Buchs ist anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Er ist sehr kindlich und ohne erkennbare Satzzeichen für die Reden der einzelnen Personen. Somit war der Einstieg in das Buch für mich sehr schwer, da ich mich mit dieser Schreibweise gar nicht anfreunden konnte. Doch irgendwann hatte ich den Bogen heraus und wusste, wie es zu lesen war, wann die Situationen beschrieben wurden oder welche Person gerade sprach. Ab da wollte ich nur noch wissen, wie es mit der Familie – insbesondere mit dem heranwachsenden Autoren – weiterging, ob und wie sie es schafften, zu überleben und vielleicht sogar aus der armseligen Lebenssituation herauszukommen oder ob sie zum Scheitern verurteilt waren. Im Nachhinein sage ich, dass der Stil perfekt zu diesem Buch passt. Er verdeutlicht die Natur des heranwachsenden Jungen und seine Sichtweise auf die Dinge der Welt. Die Schreibweise verdeutlicht m.E. aber auch den gravierenden Unterschied zwischen der realen Lebenssituation und der kindlichen Wahrnehmung des Autors, was das Buch noch umso beklemmender werden lässt. Es gibt nur wenige Bücher, die mich so beeindruckt haben, wie dieses!
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks