Cover des Buches Der Afghane (ISBN: 9783442467013)
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Rezension zu Der Afghane von Frederick Forsyth

Guter Plot....verschenkt!

von Elefantino vor 9 Jahren

Rezension

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Elefantinovor 9 Jahren
"Faction" war vielleicht die treffendste Beschreibung, die für die Erzählweise Frederick Forsyths einmal geprägt wurde. Die kreative Wortschöpfung, ein Mischwort aus "facts" und "fiction", verdeutlicht die Kunst, eine spannende fiktive Handlung so durch akribisch recherchiertes Hintergrundwissen und die Einflechtung real existierender Begebenheiten und Personen zu unterlegen, dass beim Leser der Eindruck entsteht, das Geschilderte habe sich tatsächlich so zugetragen.

Leider erfüllt der Autor mit dem Spätwerk "Der Afghane" nur noch einen Teil der Aufgabe. Der gelernte Journalist beeindruckt erneut mit fundierten Kenntnissen über die Entstehung religiösen Fanatismus und glaubhafter Darstellung der Verflechtung internationaler Terrornetzweke.

Die eigentliche Geschichte, die er erzählen will, gerät dabei allerdings in den Hintergrund. Schade, denn das ausgedachte Szenario ist stimmig:

Britische und amerikanische Geheimdienste erhalten Kenntnis von einem geplanten großen Anschlag der Al-Quaida. Das "Wo und Wann?" ist aber unbekannt, uns so entsteht der riskante Plan, den Ex-Geheimdienstler Mike Martin, Forsyth-Fans schon aus "Die Faust Gottes" bekannt, in die Terrororganisation einzuschleusen. Der soll herausfinden, was sich hinter Al-Isra, so der Codename der Operation, verbirgt........

So weit, so gut. Doch die Umsetzung dieses bedrückend realistischen Plots in einen großen Thriller gelingt nicht. Seltsam distanziert und lieblos schildert Forsyth Orte und Personen. Dialoge, die sonst viel über seine Protagonisten aussagen, sind eher selten und belanglos.

Es scheint fast so, als habe der Autor während des Schreibens die Lust an diesem Buch verloren.

Die Infiltration Al-Quaidas stellt er, wider besseres Wissen, als reines Kinderspiel dar. Zur Rechtfertigung werden recht unglaubwürdige Begebenheiten aus Martins Vergangenheit nachgeschoben. Überhaupt wird der Handlungsstrang nur durch allerlei wundersame Zufälle, die in dieser Häufung verärgern, zusammengeleimt.

Die athmosphäriche Dichte, das im-Buch-gefangen-sein, charakteristisch für Forsyth-Thriller, erlebt der Leser hier nicht.

Fazit: Lesbarer Spannungsroman, für verwöhnte Forsyth-Fans aber eine Enttäuschung.
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