Cover des Buches Der Dieb (ISBN: 9783257069457)
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Rezension zu Der Dieb von Fuminori Nakamura

Der Dieb

von MaikeHerzpotenzial vor 9 Jahren

Rezension

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MaikeHerzpotenzialvor 9 Jahren

Der namenlose Ich-Erzähler ist ein moderner Robin Hood: Bei seinen Streif- bzw. Raubzügen in den Tokioter Straßen und überfüllten U-Bahnen sucht er sich seine Opfer sehr genau aus. Immer sind sie wohlhabend (er erkennt sie an der guten Kleidung) und männlich. Und die meisten machen es ihm auch wahnsinnig einfach, sie tragen ihre Portemonnaies an leicht zu erreichenden Stellen. Hat er seine Beute, dann sorgt er dafür, dass die Besitzer den Rest ihres Eigentums zurückerhalten und wirft die ums Bargeld erleichterten Börsen in Briefkästen.

Eigentlich ist er nur einer von vielen Taschendieben in Tokio und die Geschichte könnte hier sterbenslangweilig sein. Doch dann taucht Ishikawa auf, ein alter Freund unseres Ich-Erzählers, und bittet ihn um Hilfe. Es geht um einen bewaffneten Raubüberfall, der für Ishikawas Boss Kizaki durchgeführt werden soll. Letzterer ist ziemlich eindeutig ein Mitglied der japanischen Mafia, und der Auftrag eigentlich nicht in der Größenordnung, in der sich der Ich-Erzähler bewegt. Dennoch steht er dem Freund zur Seite – außerdem stimmt die Bezahlung. Der Coup gelingt und sorgt für Aufsehen in Politik und Wirtschaft, doch Ishikawa ist seitdem spurlos verschwunden.

Eines Tages beobachtet der Ich-Erzähler beim Einkaufen einen kleinen Jungen, der von seiner Mutter zum Stehlen angehalten wird. Nach mehreren Begegnungen freunden sich die beiden an und er wird für ihn zu einer Bezugsperson. Genau hier wird der Roman spannend, denn nur weil Ishikawa aus seinem Leben verschwunden ist, gilt das nicht für Kizaki.

Nakamuras Roman ist ein verhältnismäßig dünnes Büchlein, wenn man bedenkt, wie viel der Autor auf den Seiten unterbringt. Doch schon nach den ersten Seiten ist klar, warum ihm das gelingt. Seine Sprache ist knapp und sehr genau gewählt, er schreibt schnörkellos, prägnant und beschränkt sich auf die wichtigsten Informationen. Der Leser erfährt nichts, was für die Handlung nicht unbedingt erforderlich ist. Das ist auch gut, denn die hat es in sich. Die verschiedenen Handlungsstränge sind elegant miteinander verwoben und nach und nach erkennt man, dass vieles von langer Hand geplant und weniges Zufall war. Es geht um Macht, Machtlosigkeit und das eigene Schicksal. Und es bleibt bis zum Ende spannend und herausragend. So sehr, dass ich immer schneller gelesen habe und das Buch trotz Buchmesse-Müdigkeit einfach nicht weglegen konnte. Und dabei lese ich sonst gar keine Thriller…

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