Rezension zu Super Sad True Love Story von Gary Shteyngart
Rezension zu "Super Sad True Love Story" von Gary Shteyngart
von wolkenbruch
Rezension
wolkenbruchvor 12 Jahren
Ein bewegendes, skurriles, witziges und zynisches Buch, dessen Einordnung etwas schwer fällt. Shteyngart analysiert die aktuelle Medien- und Konsumwelt, spitzt diese zu und schafft eine Art Worst-Case-Szenario, das erschreckender kaum sein könnte, gleichzeitig aber gar nicht so unwahrscheinlich wirkt. Damit bewegt er sich irgendwo zwischen Roman, Satire und Science-Fiction. Die Sicht wechselt mit den Kapiteln, so erhalten wir einen Einblick in die Gefühls- und Erlebniswelt des Lenny Abramovic, der sich in seinem Tagebuch ausdrückt (und im ganzen Roman deutlich die Oberhand behält) und in die Welt der Koreanerin Eunice Park, die im digitalen Austausch mit ihrer Familie und engen Freunden steht - kontrastreicher könnten beide kaum sein. Ich hatte erwartet, dass sich eher konservativere Leser an der Figur der Eunice stoßen könnten, die -stellvertretend für die dargestellte Generation- nur so vor Oberflächlichkeit und Vulgarität strotzt, doch stattdessen betitelt ein Teil der Leserschaft "Super Sad True Love Story" als langwelig, fad, uninteressant, was ich so nicht erwartet hätte. Dieser Meinung würde ich nicht beipflichten, ich habe die Lektüre als spannend empfunden und kann Shteyngarts Roman nur weiterempfehlen, nicht zuletzte um die eigenen Medien- und Konsumgewohnheiten etwas kritischer zu hinterfragen.