Rezension
Duffyvor 8 Jahren
Von ihrem Stammpub in Bermondsey/London nach Margate, an die Südostküste Englands. Das ist der Weg, den vier Freunde fahren und gehen werden, zusammen mit Jack Dodds, dem fünften im Bunde, der jetzt allerdings in einer Urne ruht und nach seinem letzten Willen vom Pier dieses Seebads in alle Richtungen verstreut werden soll. Aus dieser Fahrt macht Graham Swift eine Reise in die Vergangenheit und wechselt immer wieder in die Gegenwart. Stilistisch wählte er kurze Kapitel, die jeweils aus der Warte der Einzelnen berichten. So kommt es bei den Retrospektiven zu Verknüpfungen, der Leser wird erst etwas verwirrt, doch dann fügen sich die Teile wie ein Puzzle zusammen und herauskommt ein Füllhorn von menschlichen Erlebnissen und Gefühlen, ein Gemälde, so nuanciert, das man die zusammengesetzten Teile als Gesamtexistenz sehen kann, die viel an sensiblen Momenten offenbart, die in einem Leben auftauchen können. Generationskonflikte, Eheprobleme, Berufswahl und deren Auswirkungen genauso wie Romantik, noch in einer Form, die zu Gedichten anregen konnte. Das alles versieht Swift mit einem hintergründigen Humor, wie man ihn wohl nur bei den Briten nachlesen kann. Der Autor, auf der Insel in einem Atemzug mit Größen wie Julian Barnes genannt, ist hierzulande noch relativ unbekannt. Eine Entdeckung lohnt sich allemal.