Cover des Buches Der Steppenwolf (ISBN: 9783518463550)
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Rezension zu Der Steppenwolf von Hermann Hesse

"Der Steppenwolf" als Schullektüre

von elysian vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Roman, der besser als die übliche Schullektüre ist, sich jedoch an manchen Stellen sehr zieht.

Rezension

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elysianvor 7 Jahren

Ich musste das Buch „Der Steppenwolf“ von Hesse das erste Mal in der letztes Jahr für die Schule lesen, also nicht ganz freiwillig – jedoch muss ich zugeben, dass ich mir das Buch ausgesucht hatte, da eine Freundin von mir sehr von diesem Buch geschwärmt hatte. Leider kann ich ihre Begeisterung nicht ganz teilen.



Der Roman erschein erstmals 1927, also kurz nach dem 1. Weltkrieg. Die Entstehungszeit des Romans fällt in die „Goldenen Zwanziger“, ein Jahrzehnt in dem sich die Gesellschaft technisierte und motorisierte, was von vielen Zeitgenossen als ebenso radikaler Umbruch wahrgenommen wurde wie das Aufkommen der modernen Massenkultur (z. B. Jazzmusik). Dies wird im Buch sehr deutlich herausgestellt.



Der Protagonist ist Harry Haller, der das Buch aus der 1. Person erzählt; das Buch sind seine eigenen Erfahrungen, die er aufschrieb. Er ist ein ambivalenter (von Gegensätzen bestimmter) Charakter: die menschliche, zivilisierte Natur in ihm steht im Gegensatz zu der wölfischen Natur; seinen Depressionen steht die Lebenssehenssucht entgegen.

Ein weiterer wichtiger Charakter ist Hermine, eine lebenslustige Gelegenheitsprostituierte, die ihr Leben glücklich vor sich hin lebt und keine intelektuelle ist. Auch Maria, eine andere Prostituerte, spielt in Hallers Leben eine große Rolle, wird jedoch nicht weiter charakterisiert,

Auch Pablo, ein Jazzmusiker, spielt eine große Rolle. In kann man mit diesem Zitat am besten beschreiben: "Ich hatte Pablo in meinem Gedächtnis als eine hübsche Null verzeichnet, einen kleinen, etwas eitlen Beau, ein vergnügtes und problemloses Kind, das mit Freude in seine Jahrmarktstrompete faucht und mit Lob und Schokolade leicht zu regieren ist. Aber Pablo fragte nicht nach meinen Urteilen, sie waren ihm ebenso gleichgültig wie meine musikalischen Theorien. Höflich und freundlich hörte er mich an, immerzu lächelnd, gab jedoch nie eine wirkliche Antwort."




Das Buch ist in drei Teile geteilt: Vorwort des Herausgebers, Harry Hallers Aufzeichungen mit dem Untertitel „Nur für Verrückte“ und dem „Traktat vom Steppenwolf“, das Harry Hallers Aufzeichnungen unterbricht.

Im Vorwort erzählt der Herausgeber“ von seiner Zeit mit Harry Haller, der sich in dem Haus des „Herausgebers“ ein Zimmer mietet und sich selbst der „Steppenwolf“ nennt; die beiden lernen sich kennen. Als der Steppenwolf später verschwindet, findet der Herausgeber das Manuskript – den „Steppenwolf“ - und bringt diesen heraus. Nun beginnen Harry Hallers Aufzeichnungen. In diesen berictet Haller, wie er einsam vor sich hinlebt; eines Tages stößt er in einer Stadt auf ein Theater und kauft einem Mann auf der Straße ein Büchlein – das „Taktrat vom Steppenwolf“ - ab. Dieses unterbricht die Aufzeichnungen.

Im Taktrat vom Steppenwolf wird das Wesen Hallers genau beschrieben: es ist das Wesen eines Steppenwolfes und Selbstmörders. Diese sind Außenseiter dser Gesellschaft, und haben mehrere Selelen, weshalb sich die Integration in die Gesselschaft als sehr erschwerlich herausstellt.

Danach werden Hallers Aufzeichnungen weiter geführt. Haller zieht aus dem Traktat die Erkenntnis, dass er entweder sterben oder sich ändern und neu werden muss. Er entschließt sich für den Selbstmord, setzt jedoch erst sein normales Leben fort. Als eine Abendeinladung bei einem jungen Professor im Streit endet, beschließt Haller sich zu Hause umzubringen. Aus Angst vor dem Tod irrt Haller durch die Stadt, und trifft in einem Wirtshaus auf eine Gelegenheitsprostituierte(sie verrät ihm ihren Namen nicht). Sie behandelt Harry wie einen kleinen Jungen und hält ihm vor, akademisch gebildet zu sein, jedoch einfache Dinge wie Tanzen nicht zu beherrschen. Harry fühlt sich von ihr verstanden. Sie verabreden sich zum Essen, und da sie seinem Jugendfreund Hermann ähnelt, errät er ihren Namen: Hermine.

Hermine behauptet, ein Spiegel für Harry zu sein, in dem er Antworten auf seine Fragen finde. Er müsse deswegen ihre Befehle befolgen, und der letzte werde sein, sie zu töten.

In den nächsten Tagen lehrt Hermine Harry das Tanzen und besucht mit Hermine Tanzlokale, die Harry bisher verhasst waren. ermine bringt Harry mit der Prostituierten Maria zusammen und macht ihn mit dem Saxofonisten Pablo bekannt. Haller verliebt sich in Marie und beginnt eine Beziehung zu ihr.

Haller schafft es, sich zu verändern: durch Pablo kommt wieder Leichtigkeit in sein Leben, und durch Maria und Hermine lernt er ein schönes Leben kennen.

Hermine unterrichtet ihn weiterhin im Tanzen mit dem Ziel, an einem großen Maskenball teilzunehmen. Auf dem Maskenball fühlt Harry sich so lange fremd und nicht dazugehörig, bis er Hermine begegnet. Diese hat sich als Harrys Jugendfreund Hermann verkleidet und versteht es, Harry zu bezaubern. Er genießt Musik und Rhythmus und ist Teil der Gemeinschaft, etwas, das ihm nie zuvor geschehen ist. Pablo lädt Harry und Hermine zum Konsum von zu Haller unbekannten Mitteln (wahrscheinlich Drogen) ein und verschafft ihnen so Zutritt ins »Magische Theater«, wo

Harry das Lachen lernen und so den Steppenwolf töten soll.

Beim Blick in einen Spiegel erkennt Harry zunächst unzählige verschiedene Figuren, die sämtlich Facetten seiner selbst darstellen. Hinter geschlossenen Türen erwarten Harry Fantasiewelten: Mit seinem verschollenen Jugendfreund Gustav macht er in einem Krieg der Menschen gegen die Technik Jagd auf Autos. Harry trifft einen Schachspieler, der ihm zeigt, dass sich die verschiedenen Seelenteile wie Figuren auf dem Schachbrett zu immer wieder neuen Persönlichkeiten ordnen lassen. Noch einmal erscheinen ihm vergangene Lieben und Gelegenheiten, die er versäumt hat. Er begreift, wie reich an Liebe sein Leben gewesen ist.

Als Harry in seine alte Zerrissenheit zurückfällt, findet er Hermine nackt neben Pablo liegen und ersticht sie.

Als Mozart, modern gekleidet, den Raum betritt, ein Radio anstellt, und Händels Musik verzerrt erklingt, ist Harry entsetzt. Mozart dagegen behauptet, dass der Geist großer Musik von der unzulänglichen Technik des Radios nicht zerstört werden könne und vergleicht dies mit der ebenfalls unzerstörbaren Idee vom Leben. Mozart wird zu Pablo, der Hermine in eine kleine Figur verwandelt. Harry erkennt, dass er das Lachen Lernen muss. Damit endtet der Roman.



Der Charakter Harry Hallers entwickelt sich über das Buch hinweg weiter: von einem einsamen, depressiven Mann, der seine Gefühle nicht unter Kontrolle bekommt, zu einem (fast) glücklichen Mann, der denn Sinn des Lebens endlich versteht. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass es möglich ist, seinen eigenen Lebensstil zu verändern.


Spiegelmotiv:

Im "Steppenwolf" symbolische und tatsächliche Spiegel. Zum einen wird die Person Hallers aus dem Blickwinkel des Bürgertums (Vorwort) und von einem höheren Punkt (Traktat) aus beschrieben, dann spiegelt sich Hallers Person in dem Magischen Theater. So sagt Hermine, deren Name eine weibliche Variante des Autorenvornamen ist: "Begreifst du das nicht, du gelehrter Herr: daß ich dir darum gefalle und für dich wichtig bin, weil ich wie eine Art Spiegel für dich bin, weil in mir innen etwas ist, was dir Antwort gibt und dich versteht? Eigentlich sollten alle Menschen füreinander solche Spiegel sein und einander so antworten und entsprechen ..." (S. 119). Im Magischen Theater wird dann Haller auch mit seinem "wirklichen" Spiegelbild konfrontiert (S. 191, 192-95).


Realität und Traum vermischen sich oft in dem Roman. Die Grenzen zwischen den Unsterblichen, dem Magischen Theater und den wirklichen Erlebnissen Harry Hallers verwischen sehr, man kann die einzelnen Teile nicht wirklich abgrenzen.

Auch wissen Hermine und der Verfasser des Traktates zu gut über Haller bescheid und lassen vermuten, dass das Treffen von Haller und Hermine kein Zufall gewesen ist.

Daraus folgt, dass man den Plot auf verschiedene Weise interpretieren kann:

- alles real, am Ende ist der Protagonist auf Drogen

- Magie existiert, und das magisches Theate istr real

- Pablo, Hermine, Hermann, Maria sind Teil einer Organisation, die für „Steppenwölfe“ das magische Theater veranstaltet

- es ist egal, ob es real ist oder nicht, alles ist metaphorisch gemeint


Ich bin mir nicht sicher, wie ich den Plot interpretieren soll – es ist jedem sich selbst überlassen.


Interessant zu untersuchen wäre auch die Rolle des Humors, sowie Harrys midlife-crisis gewesen.


Eigene Meinung:

„Der Steppenwolf“ ist einmal etwas anderes zu lesen, da es hauptsächlich umd die Charakterisierung des Protagonisten geht. Jedoch macht die dauernde Charakterisierung des Protagonisten das Buch teilweise etwas langatmig und langweilig.

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