Rezension zu Herz auf Eis von Isabelle Autissier
Eindringlich, aufwühlend und hallt sehr lange nach
von anushka
Rezension
anushkavor 7 Jahren
Louise und Ludovic machen ein Sabbatjahr, steigen aus und segeln um die Welt. Bei einem illegalen Ausflug auf die verlassene Insel Stromness passiert das Unfassbare. Nach einem Sturm ist die Yacht verschwunden und mit ihr die Vorräte und die Verbindung zur Außenwelt. Plötzlich geht es um die pure Existenz und Louise und Ludovic haben als typische Großstädter nur wenige Survival-Kenntnisse.
Mit toller Sprache beschreibt die Autorin eindringlich das Gefühl des völligen Verlassenseins und der Hoffnungslosigkeit, obwohl Louise und Ludovic sich immer noch gegenseitig haben. Doch schnell treten Unstimmigkeiten zutage, da beide unterschiedliche Herangehensweisen an das Überleben haben. In Rückblenden wird aus Louises Sicht reflektiert, wie die beiden in diese Situation geraten sind, beginnend mit Ausschnitten aus Louises Kindheit hin zum Kennenlernen mit Ludovic und der Entstehung der Reise. Sehr spannend ist der Verfall der beiden Figuren und ihrer Beziehung aufgezeigt; immer wieder stockt einem der Atem, ob des puren Existenzkampfes. Die Autorin führt den Lesenden nach und nach in die menschlichen Abgründe; gegenseitige Vorwürfe, Streitigkeiten, Hass und sogar Gewalt; aber auch die psychischen Aspekte wie Hoffnung, Zweifel, Desillusionierung und Depression. Und schließlich kommt die Geschichte bei der Frage an, was uns eigentlich zu Menschen macht und wie sehr wir in einer Extremsituation noch Menschen bleiben (können).
Die Autorin thematisiert aber noch weitere Punkte, die sehr zum Nachdenken anregen: bspw. wie gut kann der moderne Mensch noch intuitiv überleben? Welches Wissen, dass unsere Vorfahren noch hatten, haben wir inzwischen verloren? Wie gut kann man vom Sofa aus eine solche Situation und das Verhalten von Personen darin beurteilen? Wie gehen Medien und Öffentlichkeit mit einer solchen Geschichte um? Und natürlich stellt sich spezifisch für Louise auch die Frage nach der Qualität der bisherigen Beziehung zu Ludovic.
Hinter dem zurückhaltenden, aber durch seine glänzende, geprägte Schrift im Titel trotzdem hervorstechenden Cover verbirgt sich eine ganz große Geschichte, die sich auf wenig mehr als 200 Seiten entfaltet. Sie ist aufwühlend, intensiv und sehr eindringlich, beschwört Bilder und auch unangenehme Fragen an einen selbst herauf. Für mich ist dieser Roman eine DER Entdeckungen dieses Jahres, die ich bedingungslos empfehlen kann. Lange hat mich kein Buch mehr so ergriffen und trotz der ernsten Thematik beim Lesen (durch seine Sprache) verzaubert. Hat man es einmal gelesen, lässt es einen lange nicht los.
Mit toller Sprache beschreibt die Autorin eindringlich das Gefühl des völligen Verlassenseins und der Hoffnungslosigkeit, obwohl Louise und Ludovic sich immer noch gegenseitig haben. Doch schnell treten Unstimmigkeiten zutage, da beide unterschiedliche Herangehensweisen an das Überleben haben. In Rückblenden wird aus Louises Sicht reflektiert, wie die beiden in diese Situation geraten sind, beginnend mit Ausschnitten aus Louises Kindheit hin zum Kennenlernen mit Ludovic und der Entstehung der Reise. Sehr spannend ist der Verfall der beiden Figuren und ihrer Beziehung aufgezeigt; immer wieder stockt einem der Atem, ob des puren Existenzkampfes. Die Autorin führt den Lesenden nach und nach in die menschlichen Abgründe; gegenseitige Vorwürfe, Streitigkeiten, Hass und sogar Gewalt; aber auch die psychischen Aspekte wie Hoffnung, Zweifel, Desillusionierung und Depression. Und schließlich kommt die Geschichte bei der Frage an, was uns eigentlich zu Menschen macht und wie sehr wir in einer Extremsituation noch Menschen bleiben (können).
Die Autorin thematisiert aber noch weitere Punkte, die sehr zum Nachdenken anregen: bspw. wie gut kann der moderne Mensch noch intuitiv überleben? Welches Wissen, dass unsere Vorfahren noch hatten, haben wir inzwischen verloren? Wie gut kann man vom Sofa aus eine solche Situation und das Verhalten von Personen darin beurteilen? Wie gehen Medien und Öffentlichkeit mit einer solchen Geschichte um? Und natürlich stellt sich spezifisch für Louise auch die Frage nach der Qualität der bisherigen Beziehung zu Ludovic.
Hinter dem zurückhaltenden, aber durch seine glänzende, geprägte Schrift im Titel trotzdem hervorstechenden Cover verbirgt sich eine ganz große Geschichte, die sich auf wenig mehr als 200 Seiten entfaltet. Sie ist aufwühlend, intensiv und sehr eindringlich, beschwört Bilder und auch unangenehme Fragen an einen selbst herauf. Für mich ist dieser Roman eine DER Entdeckungen dieses Jahres, die ich bedingungslos empfehlen kann. Lange hat mich kein Buch mehr so ergriffen und trotz der ernsten Thematik beim Lesen (durch seine Sprache) verzaubert. Hat man es einmal gelesen, lässt es einen lange nicht los.