Letzte Freunde werden senil
von kingofmusic
Kurzmeinung: Die Old Filth-Trilogie geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu Ende.
Rezension
So, nun ist sie aus(gelesen) – die „Old Filth“-Trilogie von Jane Gardam. Ich schreibe diese Rezension mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil auch bei „Letzte Freunde“ der typisch britische Humor durchblitzt (wieder genial übersetzt von Isabel Bogdan) und einige Abschnitte zeigen, dass auch eher distanziert wirkende ältere Menschen in ungewöhnlichen Situationen Einfallsreichtum und Witz zeigen.
Mein weinendes Auge kommt zum einen bei dem Gedanken zu tragen, dass die Trilogie nun wirklich beendet ist und weil ausgerechnet der dritte Teil nicht mit den beiden Vorgängern (Ein untadeliger Mann und Eine treue Frau) mithalten kann, weswegen ich diesmal auch leider keine 5 Sterne vergeben kann.
Zum einen liegt es an den aus mehreren Perspektiven (Dulcie, Fred Fiscal-Smith sowie Terry Veneering) geschriebenen Abschnitten. Sie entwickeln für mich in diesem Band nicht annähernd die Tiefe der beiden Vorgänger, die jeweils nur eine Person in den Mittelpunkt gestellt haben. Vielleicht hätte Jane Gardam fünf statt drei Bände schreiben sollen. Jede Person an sich ist nämlich interessant, hat eine Menge zu erzählen, die einem jeweils noch andere Facetten von Old Filth, Betty und Terry Veneering zeigen. Hier hat Jane Gardam also alles richtig gemacht. Insgesamt jedoch (auf „Letzte Freunde“ bezogen) wirkt hier vieles zu gedrängt, zu schnell abgehakt.
Die voran aufgezählten Gründe bewirken meines Erachtens nach, dass sich „Letzte Freunde“ auch nicht so flüssig lesen lässt. Man verstehe mich bitte nicht falsch: die sprachliche Eleganz von Jane Gardam zeigt sich auch hier in anerkennungswürdiger Form und jede Leserin und jeder Leser dieser Trilogie sollte sich wirklich Zeit nehmen zum lesen – für ein „schnelles Buch für zwischen Tür und Angel“ sind alle drei Bände zu schade. Trotzdem bleibt „Letze Freunde“ hinter den Erwartungen und lässt mich als Leser eher verwirrt und enttäuscht als freudig und befriedigt über das Leben von Terry Veneering zu wissen, zurück.
Alles in Allem ist es für mich leider nicht der „ganz runde“ Abschluss einer literarisch und sprachlich herausragenden Trilogie und mir tut es in der Seele weh, diesem letzten Band nur 3* geben zu können, aber ich will weder mich noch die Leserinnen und Leser meiner Meinung zu „Letzte Freunde“ belügen.
Goodbye „Old Filth“. Es war mir eine Ehre!!!