Rezension zu "Lisa-Martha." von Jaroslawa Sommerfeldt
Inhalt:
Lisa findet eine längst verschollene Puppe wieder, die sie von ihrer ukrainischen Mutter als Erbstück geschenkt bekam. Auf wundersame Weise hat diese nun den Weg zu ihr zurückgefunden. In der Puppe befindet sich ein Brief, den Lisas Mutter dort versteckte – fast zu spät entdeckt, denn das Herz macht nicht mehr so gut mit. In dem Brief offenbart sie, dass Lisa nicht ihr leibliches Kind ist. Sofort begibt sich die junge Frau auf den Weg von Berlin nach Hause in das kleine ukrainische Dorf, um die ganze Wahrheit zu hören. Und diese ist nicht leicht zu verkraften…
Meine Einschätzung:
Ich habe die Autorin auf dem Rügenmarkt in Thiessow getroffen. Dort verkauft sie ihre Bücher und signiert auch gleich noch. Zu diesem Buch erzählte sie mir, dass sie diese Geschichte einst erzählt bekommen hat und so ergriffen war, dass sie ein Buch daraus machen wollte. Also zum Großteil handelt es sich bei „Lisa-Martha“ um eine wahre Geschichte. Einen Kommentar dazu gibt es im Nachwort.
Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und dabei ein paar Tränchen vergossen. Ein Wunderwerk der Literatur ist es nicht. Der Schreibstil ist recht einfach. Lisas „Mutter“ erzählt in einem fort ihre Lebensgeschichte, von der bisher in der Familie scheinbar nicht viel gesprochen wurde. Erschreckend sind diese Berichte, denn es handelt von der schweren Zeit nach Kriegsende in Russland und der Ukraine. Eine schlimme Hungersnot, in der Eltern ihre Kinder vor Hunger sterben sahen und in welcher Haustiere und schwache Familienmitglieder von kannibalischen Überfällen durch Nachbarn geschützt werden mussten. Das alles klingt mindestens genauso furchtbar wie die Zeit während des 2. Weltkrieges, aber bisher hatte ich davon noch nichts gehört. Auch dass der Ehemann sich frohen Mutes nach Kanada aufmacht, um Geld zu verdienen und Frau und Kind nachholen möchte, jedoch nie mehr von sich hören lässt. Die Gründe dafür sind ebenfalls erschütternd. An sich ist die Schilderung der damaligen Ereignisse gut zu lesen. Allerdings erschien mir die Berichterstattung der Mutter etwas forsch heruntergerasselt. Lisa wirkte teilweise recht teilnahmslos. Und wie Lisa auf all das gestoßen ist – die wundersame Begegnung mit der alten Puppe, die plötzlichen Briefe einiger Erbschaften in großer Höhe - waren etwas überzogen dargestellt.
Am wenigstens gefallen hat mir dann der Schluss, in dem Lisa sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter begibt. Die erschien mir als müsse es noch schnell in das Buch eingebunden werden. Schnell erfolgt, kurz gesprochen und dann war es das auch schon. Diese Begegnung hatte für mich – auch wenn es so rüberkommen sollte - keine großen Emotionen hervorgerufen, weil es so gezwungen und gestellt wirkte. Ja, eine weitere Ausschmückung wäre vielleicht auch zu kitschig geworden und vielleicht hat sich das Ende ja tatsächlich so zugetragen, aber es hat mir nicht gefallen. Ich weiß auch leider nicht, welche Teile der Story der Realität entsprechen. Die Schilderungen der Hungersnot sicherlich, vielleicht auch das mit der Tochter. Aber das mit der Puppe schätze ich nicht, ebenso wenig hoffe ich, dass sich das Ende so zugetragen hat.
Das Buch war nicht schlecht, aber es hat mich jetzt nicht dazu begeistert mir die weiteren Bücher der Autorin zu kaufen.