Cover des Buches Aisha (ISBN: 9783462050783)
A
Rezension zu Aisha von Jesper Stein

Toller Krimi rund um den dänischen Geheimdienst

von anna_m vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Empfehlenswerter Thriller aus Dänemark. Macht Lust auf mehr von dem Autor.

Rezension

A
anna_mvor 6 Jahren
Jesper Steins vierter Axel Steen-Krimi hat mich begeistert. Ich hatte bisher noch kein Buch des Autors gelesen und werde demnächst wohl zu den Vorgängern aus der Reihe greifen.


Axel Steen, Ermittler bei der Kopenhagener Kriminalpolizei, hat eine schwere Zeit und sein altes Ich hinter sich gelassen. Nach einem Dasein als verdeckter Ermittler im Bandenmilieu, einer Schussverletzung sowie Alkohol- und Drogenexzessen ist er auf dem Weg der Besserung, was nicht nur seinen körperlichen Zustand betrifft, sondern auch den Umgang mit seinen Mitmenschen. Gut gefallen haben mir in diesem Zusammenhang Axels Kommentare zu seinem neuen Selbst, wie z.B.:

"Aber er hatte geschwiegen und sich bemüht, der angeblich gar nicht so neue Axel Steen zu sein, der die Dinge beiseiteschob und der Welt vorurteilsfrei gegenübertrat." (S.168)


Im Krimi „Aisha“ geht es um die Aufklärung der Morde an ehemaligen Mitarbeitern des dänischen Geheimdienstes PET. Axel muss sich dabei mit einem neuen Kollegen arrangieren, der ihm von eben jenem Geheimdienst zur Seite gestellt wird. Auch seine Freundin Henriette arbeitet dort. Der Schlüssel zum Ermittlungserfolg scheint in einem alten Fall der beiden zu liegen und so hat der Autor die Geschehnisse von damals, 2007, und die aktuellen Ermittlungen, die 2011 spielen, gekonnt miteinander verflochten. Im ersten Teil des Buches geht jedem Kapitel eine Jahreszahl voran, damit der Leser sich richtig orientieren kann. Doch durch das Geschehen ist eigentlich auch so schon klar, über welche Zeit und welchen Fall man liest.

Während der Erzählstrang über die aktuellen Ermittlungen die verschiedenen Ermittlungsansätze verfolgt und auch einiges über Axel Steens Privatleben offenbart, konzentriert sich die Erzählung über das Jahr 2007 auf die damaligen Anti-Terror-Ermittlungen und hält die Spannung besonders hoch. Es ist schnell klar, dass damals etwas schrecklich schief gegangen sein muss…


Auch für Neuleser gelingt der Einstieg problemlos. Die Figuren sind sehr plastisch und der Stil des Autors überzeugt, v.a. durch die inneren Monologe von Axel Steen, die hier und da auch etwas ironisch sind. Außerdem führt uns Jesper Stein zielstrebig durch Kopenhagen und gibt Details über Stadtviertel und Hauptverkehrsadern Preis. Und auch die Meerjungfrau ist mit von der Partie. Die Beschreibungen der Umgebung spiegeln die Stimmung des Ermittlers wider oder tragen zum Aufbau einer meiner Meinung nach typischen skandinavischen Atmosphäre bei:

"Ein koksgraues Grummeln aus kilometerhoch am Horizont aufgetürmten Wolken hatte den Regen abgelöst. Einmal mehr verschluckten ihn Ørestadts Steinkuben und Glasfassaden mit ihrem vollständigen Fehlen weicher Formen und alles Organischen." (S.125)

Ich fand es toll, wie die Namen der Stadtviertel und Straßen mich durch Kopenhagen geführt haben. Es hätte hier aber noch etwas mehr sein können, wie z.B. ob es bestimmte Geschäfte gibt oder noch mehr über die Leute, die dort leben, wie es aussieht etc. Bei mir sind zwar viele Namen hängengeblieben, aber eher weniger Wissen dazu. Gefallen hat mir auch, dass moralische Themen mit eingebaut wurden, wie Rassismus am Arbeitsplatz oder der Wert des Einzelnen gegenüber der nationalen Sicherheit.

Alles in allem ist „Aisha“ ein solider Krimi, der auf guter Ermittlungsarbeit aufbaut und in einem typischen Show-down endet, der noch einmal Spannung aufkommen lässt. Allerdings kann man relativ früh wissen, wer der Täter ist und auch ahnen, was er letzten Endes vor hat. Vieles hätte, wie sich herausstellt, auch leicht verhindert werden können, wenn alle ihre Arbeit gemacht, die Augen offen gehalten und einander gut zugehört hätten. Letzten Endes bleiben ein paar Fragen offen und der Roman schließt mit einem wunderbaren Cliff-Hanger, der neugierig auf die Fortsetzung der Reihe macht.
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