Cover des Buches Solange du bei uns bist (ISBN: 9783785725023)
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Rezension zu Solange du bei uns bist von Jodi Picoult

Wachkoma - wer entscheidet über Leben und Tod?

von tinstamp vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Ein sehr berührendes Buch der Autorin, das wieder einmal ein Thema hat, das den Leser viel abfordert! Klare Leseempfehlung von mir!

Rezension

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tinstampvor 10 Jahren

Jodie Picoult gehört zu meinen Lieblingsschriftstellerinnen und ist immer ein Garant für Themen, die sonst kaum jemand anspricht. Auch in ihrem neuesten Roman hat sie wieder eine Thematik aufgegriffen, die zu Diskussionen nur so auffordert: lebenserhaltende Maßnahmen bei Koma-Patienten.

Die Autorin versteht es, wie kaum eine Andere, den Leser das Für und Wieder zu einem Thema zu vermitteln. Steht man selbst eher auf der einen Seite, erhält man auch viele Gründe geboten, die jemand mit einer kompletten konträren Meinung hat. So beschäftigt man sich immer sehr intensiv mit dem Thema und sieht die Dinge aus verschiedenen Sichtweisen.

Auch die Aufteilung der einzelnen Kapitel wird wieder, wie üblich, aus der Sicht einzelner Personen erzählt. Die Kapitel haben pro Person sogar eine eigene Schriftart. So bemerkt man auch optisch sofort, dass eine andere Person erzählt.

Die Geschichte dreht sich um Luke, einen Wolfsforscher, und seiner menschlichen Familie. Menschlich betone ich deshalb, weil Luke eigentlich mehr Zeit mit seiner wölfischen "Familie" verbringt. Schon als Kind ist er mehr ein Einzelgänger, verbringt die meiste Zeit in der Natur und interessiert sich für Tiere. Als er im Zoo arbeitet, beobachtet er die Wölfe und beginnt sich diesen anzuschließen, indem er die Nächte bei ihnen im Gehege verbringt.

Im Roman von Jodie Picoult wird sehr viel über diese Verhaltensforschung erzählt. Man hat dadurch Einblick in die Welt von Luke, bevor er im Wachkoma liegt. Diese Kapitel sind in kursiver Schrift geschrieben, manchmal sogar mit Pfötchen dekoriert und bringen den Leser die Welt der Wölfe näher. Anfangs fand ich das sehr interessant, mit der Zeit wird es dann aber doch fast zu viel und man versteht, warum sich seine Frau Georgie von ihm getrennt hat und sein Sohn Edward eigene Wege geht.

Rund um die Handlung von Luke und seine Liebe zu den Wölfen baut die Autorin eine Familiengeschichte auf. Einzelne Familienmitglieder erzählen in ihren "zugeordneten" Kapiteln aus ihrer Sicht. Dies sind Edward, der Sohn, der mit 18 Jahren nach Thailand abgehauen ist und seinen Vater seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hat; seine Ex-Frau Georgie; die noch minderjährige Tochter Cara, die bei Luke lebt und Georgies neuer Ehemann Joe, ein Rechtsanwalt. Während Cara wirklich alles daran setzt, dass Luke am Leben bleibt und nicht einmal vor einer Klage zurückschreckt, will Edward die Maschinen abstellen, denn die Ärzte sehen keine Chance, dass dieser nochmals aufwachen wird....

Von Kapitel zu Kapitel erlebt der Leser wie jedes Familienmitglied sich an Luke und die gemeinsame Zeit erinnert und warum er für seine Meinung eintritt. Als Leser erlebt man die Verzweiflung, die innere Zerissenheit und die Hilflosigkeit gegenüber der Situation. Man fragt sich selbst immer wieder, wie man wohl in so einer Situation entscheiden würde. Das Thema geht unter die Haut und berührt....

Schreibstil:

Jodie Picoult versteht es einfach ihre Leser zu verzaubern, zu berühren und sich mit Themen auseinanderzusetzen, die man eher vermeidet. Der Schreibstil ist flüssig und man rast förmlich durch die Geschichte...man will ganz einfach wissen, wie sich die Familie entscheidet oder ob Luke wieder erwacht.

Den englischen Originaltitel finde ich sehr passend und super gewählt, während der deutsche Titel eher an eine Liebesgeschichte anmutet.

Fazit:

Als Picoult-Fan finde ich ihren neuersten Roman wieder äußerst gelungen! Das Thema des Romans schwirrt einem noch lange nach dem zuklappen des Buches im Kopf herum. Der Inhalt berührt und man überdenkt so einiges. Für mich wieder ein hervorragendes neues Buch der Autorin! Leseempfehlung!

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