Cover des Buches Im Netz der NSA (ISBN: B014HBL9HA)
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Rezension zu Im Netz der NSA von Kerstin Rachfahl

"...Wer kontrolliert den Staat?..." - brisant!

von mabuerele vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Spannend und brisant! Nahe an der Realität!

Rezension

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mabuerelevor 7 Jahren

„...Ich bin überzeugt, dass eine öffentliche Diskussion notwendig ist, damit offensichtlich wird, was einige Geheimorganisationen ohne staatliche Rechtfertigung im stillen Kämmerchen treiben...“

Wir schreiben das Jahr 2008. Tamara, Jess und Kamal haben sich einen Traum erfüllt. Sie haben den Nanga Parbat bestiegen. Danach will Kamal noch einen Freund besuchen. Die Freunde begleiten ihnen. Sie landen in einem islamischen Dorf. Ohnmächtig muss Tamara zusehen, wie Kamal vor ihren Augen erschossen wird. Sie kümmert sich um die IT-Technik im Ort und sorgt so dafür, dass ihren Freunden nicht geschieht.

Dann werden sie von einer Spezialeinheit unter Oberleutnant Tobias Wagner befreit. Es soll Jahre dauern, bis Tamara die Folgen dieser Reise spürt. Sie wird vom NSA überwacht. Plötzlich ist ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert.

Die Autorin hat einen spannenden und hochbrisanten politischen Thriller geschrieben.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Jess ist eine erfolgreiche Hochspringerin. Ihre Freundschaft zu Tamara besteht aus Geben und Nehmen. Tamara arbeitet in der IT-Branche. Sie ist in ihrem Fach eine der Besten und hat dafür in ihrer Firma manche Privilegien. Auffallend ist ihr hoher Gerechtigkeitssinn. Sie kennt keine Vorurteile und kann sich gut in neue Situationen einfügen. Männer allerdings hält sie auf Abstand. Ihr älterer Bruder Sam arbeitet bei der GSG 9. Er hat häufig wechselnde Freundinnen. Im Bereich der Familie aber hat er gern alles unter Kontrolle. Jonas, Tamaras jüngerer Bruder, ist Anwalt und Familienmensch.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Er ist sehr abwechslungsreich. Die Autorin legt viel Wert auf die Emotionen ihrer Protagonisten. Das zeigt sich schon auf den ersten Seiten. Die Freude über den gelungenen Aufstieg auf den Berg, das Unbehagen bei der Ankunft in Kamals Heimat und Jess` Angst vor dem Helikopterflug sind Beispiele dafür.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Tamaras Arbeit und Leben. Das bezieht natürlich das Leben ihrer Familie und Freunde mit ein. Ihre ungebrochene Konzentration bei der Arbeit, ungewöhnliche Freizeitaktivitäten und die humorvollen und schönen Stunden in der Familie durchziehen die Handlung. Sehr genau werden die Besonderheiten und manche Feinheiten der IT-Branche beschrieben. Die Ausführungen sind allgemeinverständlich und nachvollziehbar. Tamara merkt zwar, das sich mit der Ankunft eines neuen Mitarbeiters die Verhältnisse in der Firma ändern, sieht aber nicht die großen Zusammenhänge. In besonderen Situationen tauscht sich Tamara mit einem Partner am Smartphone aus. Wer das ist, erfahre ich als Leser erst später. Der Kontakt bleibt lange auf das Medium Smartphone beschränkt. Hinzu kommt, dass Tamara feste Prinzipien hat, an denen sie nicht rütteln lässt. Deshalb trifft es sie doppelt hart, als sie erleben muss, dass ihr Staat sie nicht schützen kann und will. Im Ziel der Geheimdienste zu sein, hat sie für sich konsequent ausgeblendet, auch wenn es dafür früh Anzeichen gab. Sehr gut ist der Zusammenhalt in der Familie. Die Geschwister sind immer füreinander da, Jess wird problemlos mit einbezogen. Ursache ist nicht zuletzt ein dunkles Kapitel der Vergangenheit. Auch Tamaras Vater wirkt als starke Persönlichkeit. Aussagekräftige Gespräche vertiefen die behandelten Themen. Das Gespräch zwischen Tamara und Oberst Karl Hartmann gehört zu den stilistischen und inhaltlichen Höhepunkten. Dabei sieht in diesem Moment Tamara die Realität wesentlich genauer als der Herr Oberst. Obiges Zitat stammt von Tamara aus diesen Gespräch.

Das Cover mit der zarten grünen Schrift und der nicht zu erkennenden Frau wirkt geheimnisvoll.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es besticht durch seinen hohen Spannungsbogen und seine politische Brisanz. Wenn Tamara sinngemäß feststellt, dass es nicht Aufgabe der Geheimdienste und der ihnen beigeordneten Organisationen sein kann, fremde Wirtschaftsunternehmen auszuspionieren, dann legt sie die Finger in eine Wunde, die die Politik bisher noch nicht geschlossen hat und wohl auch nicht schließen wird.

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