Rezension zu Psychopathinnen von Lydia Benecke
Interessant, schockierend und lehrreich.
von Tini2006
Kurzmeinung: Interessant, schockierend und lehrreich.
Rezension
Tini2006vor 6 Jahren
Was treibt Frauen dazu ihre eigenen Kinder zu misshandeln und umzubringen? - Lydia Benecke, Kriminalpsychologin und Therapeutin, macht in diesem Buch weibliche Psychopathie zum Thema.
Vorgestellt werden vorwiegend medienbekannte Fälle aus den USA, in denen psychisch und sozial beeinträchtigte Frauen Morde verübten, ihr Umfeld manipulierten und Morde begingen, vorwiegend an den eigenen Kindern. Detailliert geht sie auf die durch Tragik und schwierige Familienverhältnisse gekennzeichneten Biographie der Psychopathinnen ein. Fast allen ist gemeinsam, dass sie in ihrer Kindheit und Jugend vernachlässigt und misshandelt wurden und instabile Verhältnisse erlebten.
Die Erkenntnis aus allen vorgestellten und leider wahren Geschichten liegt auf der Hand: zerrüttete Familien setzen sich über Generationen fort. Traumatisierte Opfer werden, wenn nicht geholfen wird, im Erwachsenenalter unter Umständen zu grausamen Tätern bzw. Täterinnen, die ihre Kinder selten anders behandeln, als sie selbst behandelt wurden. Der Schlusssatz ihrer Ausführungen lautet daher nicht umsonst: "Der Kreislauf des sich über Generationen hinziehenden Leids kann nur durch zunehmende, wissenschaftliche Erkenntnisse, Präventionsprogramme (...) sowie effektive, therapeutische Maßnahmen für Opfer und für Täter gewährleistet werden."
Für mich war an diesem Buch vor allem die exakte Abgrenzung verschiedenster psychischer Normabweichungen interessant: was kennzeichnet eine Borderlinerin, woran erkennt man die histrionische Persönlichkeit, was ist eine Narzisstin, wie verhält sich eine antisoziale Persönlichkeit usw.
Einige der vorgestellten Fälle waren mir aus den Medien bereits bekannt; abgesehen von der detaillierten Biographie der Täterinnen erfuhr ich nicht viel Neues. Interessant wäre es auch gewesen, nicht nur über Fälle aus den USA zu lesen, sondern auch aus dem deutschsprachigen Raum. Insgesamt aber ein durchaus empfehlenswertes, gut recherchiertes Buch.