Cover des Buches Der Report der Magd (ISBN: 9783492311168)
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Rezension zu Der Report der Magd von Margaret Atwood

Fanatische Christen haben durch einen Staatsstreich die Macht übernommen.

von Filzblume vor 5 Jahren

Rezension

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Filzblumevor 5 Jahren
Ausgabe Piper Verlag 2017
Übersetzung: Helga Pfetsch

Die Ich-Erzählerin Desfred ( der Name bezieht sich auf dem Besitz), die als Magd dem Kommandanten und seiner Ehefrau unterstellt ist, dient nur einem Zweck— sie ist ein Gefäß und zwar für ein Kind. So soll sie dem elitären und kinderlosen Ehepaar ein Kind schenken, denn nur zu diesem Zweck ist sie da.
Der Geschlechtsakt ist rein auf das Wesentliche, der Befruchtung bedacht, auch die wird inszeniert.
Die Magd, die Mägde, alle in einheitliches Rot gehüllt, weiße, hohe Scheuklappen, die ihr ermöglichen, zwar nach vorne zu schauen, aber in aller Demut. Möglichst mit gesenktem Blick, keine Unterhaltungen, nichts in der Art, denn sie lebt in dem totalitären Staat Gilead, der früher einmal die USA war.
Keiner kann raus, es gibt Mauern, Wachposten, Wärter, Die Augen, Marthas, Tanten, die das rote Zentrum führen mit harter Hand und Knüppel, propagandamäßigen Worten und Versprechungen für die, die sich den Regeln unterwerfen und wenn als gut geht— den Kommandanten und den Ehefrauen ein Kind gebären.
Danach werden sie weiter gereicht, zum nächsten Haushalt.
Es gibt mehr als nur eine Form von Freiheit, sagte Tante Lydia, Freiheit zu und Freiheit von. In den Tagen der Anarchie war es die Freiheit zu. Jetzt bekommt ihr die Freiheit von. Unterschätzt sie nicht“.

Doch die Gesellschaft ist gezeichnet von Angst, Strafkolonien, Gottesfürchtigkeit, der fanatische Formen hat. Atomverseuchung hat Unfruchtbarkeit zur Folge, Sterilität, aber nur die Frauen, so wird es propagiert. Es gibt wenige fruchtbare Frauen, so müssen diese als Gebärmaschinen dienen. Für sie gibt es keinen Ausweg, nicht mal den Tod, denn an alles hat dieses System gedacht.
Desfred erinnert sich an ihr früheres Leben, als sie noch frei war, mit Luke und ihrer Tochter zusammen, sie wollten fliehen... Seite 39: „Wir waren eine Gesellschaft, die an ihren vielen Möglichkeiten zugrunde ging.
Der Leser ist mit diesem 1985 erschienen Buch, das mittlerweile einen Kultstatus hat, sehr gefordert. Die ständige ängstlich bedrückende Stimmung dieser Dystopie hat viel mit unserer Realität gemeinsam.
Die Brutalität und Hoffnungslosigkeit lassen einem kaum atmen, doch da ist auch etwas Aufrüttelndes, eine alarmierende Stimme, die uns warnt und da gibt es doch noch Menschlichkeit, so ein wenig. Die Autorin ist bekannt für ihren Scharfsinn und den Ungerechtigkeiten einen Namen zu geben. Ihr Erzählstil ist brillant, spannend, schonungslos und bietet uns viele Zitate und Lebensweisheiten zum Nachdenken.
Dies Buch liest sich leicht, aber auch wieder nicht. Denn es gibt uns Einblick wie die Zukunftsaussichten sein können, leider hat sich vieles auch bewahrheitet, was die Autorin einst schrieb. Klasse Buch, das lesenswert und auf jeden Fall genug Stoff zur Diskussion bietet.
Im Herbst soll nun endlich, nach der Verfilmung durch Volker Schlöndorff „ Die Geschichte der Dienerin„ und der Serie „The Handmaids Tale“, so auch die Originalausgabe des Buches, eine Fortsetzung geben „The Testaments“.
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