Cover des Buches Killing Pablo (ISBN: 9783833300868)
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Rezension zu Killing Pablo von Mark Bowden

thrillermäßig spannend, leider mit Mängeln

von Claddy vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Nie hätte ich gedacht, welch eine Aufbietung von Kräften, welch ein Krieg vonnöten war, um die Drogenlegende Kolumbiens niederzustrecken.

Rezension

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Claddyvor 9 Jahren

Am 2. 12. 1993 war die Jagd zu Ende: Pablo Escobar wurde auf dem Dach seines Hauses erschossen. „Jetzt hat er wenigstens seine Ruhe“, sagte seine Mutter, nachdem sie seinen Leichnam gesehen hatte.

Kolumbien war von jeher ein Land der Gewalt. Der nordamerikanische Journalist Mark Bowden beschreibt in seinem Buch zunächst übersichtlich die geschichtlichen Hintergründe, bevor er sich dem Werdegang Escobars zuwendet. Der wurde 1943 als drittes von sieben Kindern in einem Dorf in der Nähe von Medellín geboren. Schon in seiner Jugend ging er kriminelle Wege, erschuf in den 70ern das Drogenkartell von Medellín und wurde mit der Industrialisierung des Kokains und dessen Vermarktung in den USA einer der reichsten und einflussreichsten Männer der Welt. Immer ging es ihm neben dem Reichtum auch um Selbstdarstellung. Einen Großteil seines Vermögens steckte er in die Infrastruktur seiner Heimat und erkaufte sich so in der Bevölkerung einen starken Rückhalt.

Sicherlich gibt Escobars Leben genug her, um eine thrillerartig spannende Biografie zu schreiben. Die vielseitige Persönlichkeit des Kriminellen, des Familienvaters, des Politikers, des Geschäftsmannes wird bis ins Einzelne ausgeleuchtet. Seine Familie, Freunde, Geschäftspartner lernen wir kennen - doch ganz besonders seine Feinde. Denn darum geht es: wie er nach jahrelanger Jagd in Zusammenarbeit einzelner Sondereinheiten der USA mit den kolumbianischen Behörden zur Strecke gebracht wird. Die Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten ist erschreckend, die Mittel der Wahl grenzenlos grausam, das Aufgebot an Personen und Material gigantisch.

Und eben das verrät der Titel: Es geht nicht nur um Pablo Escobar, sondern in erster Linie um den Kampf, der gegen ihn geführt wurde, und der detailreich recherchiert und in allen Einzelheiten dargestellt wird.

Dabei fällt auf, dass, so gründlich die Tatsachen auch erarbeitet worden sind, sie doch zu offensichtlich aus amerikanischer Feder stammen. Inwieweit sich so ein weitgehend objektiver Bericht verfassen lässt, muss dahingestellt bleiben.

Kleinigkeiten stören den Lesefluss: Der junge Escobar, später der erwachsene, wird sicher gefühlte hundert Mal als „rundlich“ bezeichnet. Auch wird er oft als klein beschrieben, was die subjektive Perspektive verdeutlicht: Mit den erwähnten 1,69 m Körpergröße wich Escobar gerade mal einen Zentimeter von der Durchschnittsgröße kolumbianischer Männer ab. Auf Seite 259 erfahren wir dieselben Einzelheiten über eine Autobombe in Bogotá wie auf Seite 262. Da mitunter auch längere Passagen wiederholt werden, wird die Chronologie an manchen Stellen etwas mühsam. Auch Unstimmigkeiten fallen auf. S. 120 wird von einem Mord am 9. August berichtet, eine Seite weiter findet er zwei Tage später statt. Die Ochoa-Brüder heißen auf Seite 250 zwei Mal Ochao.

Obwohl also die Summe der zusammengetragenen Fakten wirklich imponiert und eine Balance von Spannendem und Wissenswertem durchaus gelingt, scheinen mir die Mängel insgesamt zu gravierend für eine sehr gute Bewertung.


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