Cover des Buches Unter Wasser liebt sich's besser (ISBN: 9783802582530)
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Rezension zu Unter Wasser liebt sich's besser von Mary Janice Davidson

Rezension zu "Unter Wasser liebt sich's besser" von MaryJanice Davidson

von SinjeB vor 13 Jahren

Rezension

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SinjeBvor 13 Jahren
Das war er nun, der 3. Band von Mary Janice Davidsons Meerjungfrauen-Trilogie, und er steht seinen Vorgängern in nichts nach. So anschaulich das Cover auch gestaltet ist, so toll es sich anfühlt und so sehr es damit 4 von 5 Punkten auch verdient, so sehr führt es uns auch wieder an der Nase herum. Dasselbe gilt für den Titel "Unter Wasser liebt sich's besser". Wenn es sich unter Wasser so gut liebt und lebt, warum spielt dann dieser Roman vornehmlich an Land? Wieder ist zwischen den Geschehnissen des Vorgängerbandes und dem Start des Trilogieabschlusses einige Zeit verronnen, und wie zu Beginn des 2. Buches steht Fred allein da, wenn man von dem allgegenwärtigen, metrosexuellen Freundinnenersatz Jonas und dessen Neu-Verlobter und Freds Bald- oder Doch-nicht-Ex-Chefin Dr. Barb einmal absieht. Thomas ist von der Bildfläche verschwunden, aber von echtem "Verlassen" kann da eigentlich keine Rede sein, denn wirklich auf und davon gemacht hat er sich nicht, und die gute Fred scheint ohnehin ein besonderes Talent zum "Hineininterpretieren" zu haben. Also mietet sie sich flugs ein Häuschen in Florida, um eine Rückzugsmöglichkeit zu haben. Dass das nicht funktionieren kann, ist vorprogrammiert, und schon bald hat Fred das Haus voller Leute. So erscheinen Jonas und Dr. Barb sowie auch Freds Mutter Moon (hatte ich erwähnt, dass dieser Name wirklich wie die Faust auf's Auge passt) und deren Mann und Freds Stiefvater Sam. Jonas hat natürlich die glorreiche Idee, seine Hochzeit mit Dr. Barb gleich dort zu feiern, was einige nette, wenn auch klischeehafte Szenen mit Hochzeitstortenverkostung und Kleidanprobe nach sich zieht, die das Buch recht kurzweilig vor sich hin plätschern lassen. Nachdem im 2. Roman der Mermaid-Trilogie, Mehr Mann fürs Herz: Mermaid-Serie 2, Freds Vater umfangreich thematisiert worden war, war es von Anfang an unausweichlich, dass der Leser ihn in Band 3 nun auch kennenlernt. So schleicht sich dieser Wassermann namens Farrem bei Protagonistin und Leser ein, und ist plötzlich gar nicht so unsympathisch, wie man erwartet hätte. Selbstverständlich kehrt auch Thomas zurück und spricht aus, was ich insgeheim gedacht hatte, nämlich, dass er keineswegs in Tennian, die reinrassige Meerjungfrau verliebt, sondern lediglich fasziniert von ihr war. Mary Janice Davidson lässt den Liebesromane klöppelnden Meeresbiologen immer dann auftauchen, wenn der Leser und auch Fred meinen, dass sie sich nun endlich entschieden hat, also für Artur, der ja schließlich einmal ihr König wird und zu dessen Volk sie genauso dazugehört wie zu dem Fußvolk der Menschen. Für ihre 30 Jahre ist Dr. Fredrika Bimm reichlich unentschlossen, allerdings ist ihr Wunsch, sich im Schwarzen Meer verkriechen zu wollen, nur zu gut verständlich. Dummerweise ist sie an der ganzen Misere selber schuld, denn sie war diejenige, die das Unterseevolk animierte, sich den Landbewohnern zu zeigen. Wie erwartet, musste auch in Band 3 etwas Dramatisches geschehen, und so ist der zukünftige Schwiegervater von Fred, König Mekkam, plötzlich nicht mehr in der Lage, eine Vielzahl seiner Untertanen telepatisch aufzuspüren. Überhaupt ist die telepathische Verbindung der Meermenschen insbesondere in diesem Roman ein zentrales Thema und Dreh- und Angelpunkt für Freds und Arturs gemeinsames Schicksal. Ich muss gestehen, dass ich mit der Auflösung nicht gerechnet hatte. Vermutlich bin ich einfach zu gutgläubig und hoffe auf das Gute im Menschen. Ich habe mich wirklich an der Nase herumführen lassen, genau wie Fred, und der Ausgang des Dramas hat mich nicht einmal schockiert, sondern kalt lächeln lassen. Und dafür bekommt Mary Janice Davidson einen Extrapunkt. Auch habe ich mich mit meiner Annahme getäuscht, Fred zöge am Ende der Trilogie allein durch die Meere oder durch's Aquarium. Ihre menschliche Seite gewinnt schließlich die Oberhand, was zu erahnen gewesen war, wenn man bedenkt, wie wenig sich die Meerjungfrauen-Romane tatsächlich unter Wasser abspielen. Ein bisschen schade ist das schon, wenngleich auch nachvollziehbar, denn Fred ist doch mehr Mensch als Meerjungfrau und die Kluft zwischen ihr und Artur, der adlig antiquiert daherkommt, viel zu groß. Für diese Erkenntnis wird der Charakter Farrem ungemein wichtig, und ich denke, dass die Autorin ihn gut eingesetzt hat. Sprachlich unterstreicht dieser Abschlussband wieder meine Meinung, dass dieser Reihe ein anderer Übersetzer gut getan hätte. Die Interjektion "Jesses" hat sich mir derart stark aus den Betsy-Romanen eingeprägt, dass ich sie aus anderem Munde nicht hören/lesen will. Für das englische Original hätten sich sicherlich andere, weniger idiolektische Aussprüche finden lassen. Auch wechselt die Bezeichnung des Messers, das Thomas am Mann trägt, im Text, sogar zwischen den Bänden, immer wieder zwischen Klapp- und Schnappmesser. Wird damit nun ein und dasselbe Ding bezeichnet? Ich weiß es nicht, aber es fiel mir auf. Da hätte man sich begrifflich einigen sollen. Alles in allem findet die Reihe mit "Unter Wasser liebt sich's besser" einen würdigen Abschluss, und ich hoffe, dass Mary Janice Davidson dabei bleibt, und Fred nicht wieder aufleben lässt. Nun gut, Fred lebt ja noch, aber ihre kurze Geschichte ist meiner Meinung nach zu Ende erzählt. Es war keine hochtrabende Geschichte um die Suche nach sich selbst und auch keine herzzerreißende Love Story. Weder Fisch noch Fleisch, aber recht kurzweilig und eine willkommene Abwechslung zu meiner sonstigen, deutlich vampirisch geprägten Lektüre. "Unter Wasser liebt sich's besser" ist für mich der beste Band der Reihe, da es Mary Janice Davidson gelingt, die anfänglich unglaubwürdig erscheinende Liebesgeschichte glaubwürdig abzuschließen und dabei wieder ihren bekannten Humor durchblitzen zu lassen, auch wenn die spannende Nebenhandlung aus dem Hut gezaubert wirkt. Es hat sich trotzdem gelohnt, einen Blick außerhalb der Betsy-Reihe zu werfen, und obwohl meine Bewertung eher im Mittelmaß ausfällt, war die Lesezeit keineswegs vertan. Darüber hinaus bin ich dem Verlag dankbar für die zusätzliche Veröffentlichung von Short Stories der Autorin. Diese passen thematisch leider überhaupt nicht zu den Meerjungfrauen, aber man muss grundsätzlich dankbar sein, als Leser einen weiteren Einblick in die Arbeit von Mary Janice Davidson zu erhalten, ohne auf das englische Original angewiesen sein zu müssen. Wie auch andere bekannte Autoren ist Mary Janice Davidson in zahlreichen Anthologien vertreten, und leider bleiben dem deutschen Leser solche Beiträge oft vorenthalten. Lyx bietet somit ein zusätzliches Schmankerl, da die Mermaid-Romane zudem vergleichsweise kurz sind. Allerdings empfiehlt es sich wohl, diesen Short Stories gesonderte Lesezeit zu widmen. Ich habe die 3 Bonus-Stories noch nicht gelesen, um den Fred-Eindruck nicht zu stören, werde es aber nachholen. Anspruch (inhaltlich und sprachlich): 2 von 5 Aufmachung: 4 von 5 Brutalität (Kampfszenen/Gewalt/Gore): 1 von 5 Erotik (Häufigkeit/Explizität/Sprache): 2 von 5 Gefühl/Subtilität: 3 von 5 Humor: 3 von 5 Spannung/Handlungsdichte: 2 von 5 Gesamteindruck: 4 von 5 Punkten
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