Cover des Buches Das Buch vom Lachen und Vergessen (ISBN: 9783423127905)
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Rezension zu Das Buch vom Lachen und Vergessen von Milan Kundera

Rezension zu "Das Buch vom Lachen und Vergessen" von Milan Kundera

von Beagle vor 14 Jahren

Rezension

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Beaglevor 14 Jahren
Das Buch vom Lachen und Vergessen ist nicht Kunderas bester Roman, und doch spürt man auch hier die unvergleichliche Art, mit der er alle seine Geschichten schreibt. Es geht über die Liebe, über die Tschechoslowakei und deren Politik, das damals herrschende Regime - und um sein geliebtes Prag. Der Roman ist in einzelne Geschichten unterteilt, sodass es fast den Anschein macht, als wären es Kurzgeschichten. Aber der erste Eindruck täuscht, denn alle Erzählungen sind miteinander verwoben. In der ersten geht es um einen jungen Mann, der von der Geheimpolizei schon länger verfolgt wird. Seit der Zeit des Prager Frühlings im Jahre 1968, in der er seine Stelle aufgeben musste und seither sein Geld auf dem Bau verdient. Er möchte die Liebesbriefe von der Frau, die er vor langen Jahren geliebt hat, wiederhaben, begibt sich auf eine Reise zu ihr, nur, um zu erfahren, dass sie sie ihm nicht wiedergeben möchte. Als er wieder in Prag ist, wird er verhaftet. In der zweiten Geschichte ist die Mutter des Ehemanns zu Besuch bei dem Paar. Früher, als der Vater noch lebte und die beiden mit ihnen in einem Haus wohnten, war sie herrisch und arrogant. Doch die Schwiegertochter bekam miit der Zeit ein immer schlechteres Gewissen der alten Frau gegenüber, die ganz allein auf dem Land lebt und niemanden mehr hat. So gehen die paar Tage friedvoll zu Ende, die Abreise naht, doch die Mutter beschließt, noch einen weiteren Tag zu bleiben. Der Tag, an dem Eva, eine Freundin des Paares, zu Besuch kommen sollte. Um nicht weiteren Fragen ausgesetzt zu sein, wird Eva der Mutter als Cousine der Ehefrau vorgestellt, die nach einer guten Unterhaltung, in ihr Zimmer verschwindet. Doch zu diesem Zeitpunkt lüftet Kundera das Geheimnis über Eva, der Jägerin, die Liebe nicht gelten lässt. Sie jagt die Männer, wie diese normal Frauen jagen, auch den Ehemann hat sie einst gejagt. Seine Frau war schon immer eiffersüchtig, da er nie ein treuer Gatte war, sich immer anderen Frauen hingegeben hat. So war sie eines Tages auf die Idee gekommen, eine seiner Gespielinnen gemeinsam zu verführen, was dem Mann aber keine Freude machte, da er sich immerzu beobachtet und hintergangen fühlte. Also kam er auf die Idee, dieses Eiffersucht der Frau müsste auszuschalten sein, wenn es sich um eine ihrer Freundinnen handelt, mit der sie gemeinsam ins Bett gehen. Kurzerhand fädelte er es so ein, dass sich die beiden Frauen wähend eines Urlaubs "zufällig" kennen lernen. Dann wäre da noch die Geschichte von Tamina, deren Mann nach der Flucht ins ausländische Exil starb, dessen Tod sie nie überwinden kann. Krampfhaft versucht sie, sich an die Zeit mit ihm zu erinnern, doch sie merkt, dass immer mehr Stellen darin aus ihrem Gedächtnis verloren gehen. Hätte sie doch nur das Tagebuch, welches sie seinerzeit in Prag geführt hatte, das aber noch immer in der tschechischen Hauptstadt liegt. Doch mit einem Mal, ergibt sich ihr eine Chance, dieses geliebte Erinnerungsstück doch noch zu bekommen. Kunderas Geschichten sind verzweigt miteinander. Immer wieder geht es um psychologische Verwirrungen, Liebe, die keine mehr ist, oder nie eine war. Meisterlich erzählt er all dies mit den Augen des Beobachters, der aber immer wieder seine eigenen, sehr grundlegenden Anschauungen mit einbring. Und das ist es, was Kunderas Bücher so einzigartig macht.
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