Cover des Buches Die Unsterblichkeit (ISBN: 9783596106721)
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Rezension zu Die Unsterblichkeit von Milan Kundera

Rezension zu "Die Unsterblichkeit" von Milan Kundera

von Beagle vor 13 Jahren

Rezension

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Beaglevor 13 Jahren
Die Unsterblichkeit. Sie ist etwas, wonach sich jeder Mensch sehnt. Doch, wie erlangt man sie? Man muss etwas Großartiges vollbringen, etwas, an das sich viele noch nach Jahren erinnern können. Man muss eine Bedeutung schon zu Lebzeiten erlangen, durch eine beachtliche Entdeckung, ein hervorragendes künstlerisches Können oder sonst irgendwie. Doch daran scheitern die Meisten von uns. Es wird ihnen nie gelingen, außerhalb des Kreises ihrer Angehörigen und Freunde, nach Lebzeiten noch erwähnt zu werden und selbst diese sterben irgendwann und der Mensch hinterlässt keine Spuren mehr. „Die Unsterblichkeit“ ist der Titel eines großartigen Romans des tschechisch-französischen Autors Milan Kundera. Aber, im Grunde ist dies nur ein Gedanke, eine Idee, die sich als Faden durch die Geschichte zieht und immer wieder einmal auftaucht. Der Roman spielt in Paris und handelt hauptsächlich von Agnes. Hauptsächlich sage ich deshalb, da immer wieder neue Figuren auftauchen, die scheinbar mit der Protagonistin nichts zu tun haben. Auch lässt sich Kundera selbst in dieser Erzählung mitwirken und tritt als Schriftsteller auf, der die Geschichte einer Frau aufschreibt, die er Agnes nennt. Seinem Freund Avenarius gewährt er immer wieder Einblick in die Geschichte und zusammen erläutern sie, wie es mit dem Leben weitergehen könnte. Aber, Agnes´ Lebensweg ist bereits vorgeschrieben. Es ist kein spektakuläres Leben, sondern das Dasein einer ganz gewöhnlichen Frau – ihrer Kindheit, ihrer ersten großen Liebe zu Paul, den sie heiraten wird und dann das eheliche Leben. Außergewöhnlich wird es nur durch die Sicht der anderen. Ihre Schwester Laura, der Kunsthändler „Rubens“ oder auch wieder Avenarius erzählen uns die kleinen Dinge von ihr, die sie für sie unsterblich machen. Kundera brilliert meisterhaft, indem er Wahrheit und Fiktion ineinanderfließen lässt, was aber nicht immer sofort erkennbar ist. So führt er seine Figuren oft erst sehr spät zusammen und belässt den Leser so in Spannung. Und wohl ist es auch sein philosophischstes Werk, denn in keinem anderen seiner Romane, lässt er so viele Gedanken einfließen. Und dabei macht er auch vor berühmten Personen der Geschichte keinen Halt. Er erklärt die Unsterblichkeit anhand der jungen Bettina von Arnim, die den alternden Goethe vergöttert, ihm verführerische Liebesbriefe schreibt und doch nicht von ihm geliebt wird. Doch diese Korrespondenz sollte sie unsterblich und für die Nachwelt von Bedeutung machen. Ein Thema, das auch Goethe in Pantoffeln und Hemingway im Jenseits diskutieren. „Die Unsterblichkeit“ ist ein grandioses Werk voller Verstrickungen und meisterhaften philosophischen Ansichten. Ein Werk, das wohl auch Kundera selbst unsterblich machen wird. Zwar ist es nicht ganz so berühmt, wie sein großer Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, aber zweifelsohne sollte es das sein!
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