Cover des Buches Das hat alles nichts mit mir zu tun (ISBN: 9783518465479)
wandablues avatar
Rezension zu Das hat alles nichts mit mir zu tun von Monica Sabolo

Man muss zwischen den Zeilen lesen ...

von wandablue vor 10 Jahren

Rezension

wandablues avatar
wandabluevor 10 Jahren
Man muss zwischen den Zeilen lesen ...
Von Zeit zu Zeit mag ich experimentelles Schreiben. Das Büchlein „Das hat alles nichts mit mir zu tun“ ist ein bisschen so, eine Mischung zwischen Experiment, Verarbeitung und Tagebuch. Ist es auch eine Mischung zwischen originell und gewöhnlich? Es ist schmal und gut verarbeitet, der Buchdeckel besteht aus dicker Pappe, die Seiten haben eine ungewöhnliche Dicke. Dadurch kommt der Eindruck einer Kladde zustande, die junge Menschen oft für ihre alltägliche Beschreibungen verwenden.

Und höchst alltäglich ist, was in der Kladde zu finden ist: Erinnerungen vielfältiger Art, Strandfotos, Souvenirs, Souvenirs, interessant nur für denjenigen, dem sie etwas bedeuten. Die Story findet man höchstens zwischen den Zeilen, z.B. in dieser Eintragung, betitelt mit Ein Monat im Leben der M.S.: „Büro: 150 Stunden, Zeit mit XX (ausserhalb des Büros): 35 Stunden, Glückliche Zeit mit XX: 2 Stunden, Zähneputzen 2,5 Stunden, Tränen: 4 Stunden, Sex: 1,5 Stunden.“ Angenommen die beim Geschlechtsverkehr verbrachte Zeit wäre eine Zeit der glücklichen Stunden gewesen, wäre zusätzlich in diesem Monat eine halbe Stunde Glück „mit ihm“ drin gewesen. Das sagt wohl alles über die Beziehung aus, über die der Leser nicht sehr viel mehr zu wissen bekommt. Was ist an ihm so besonders, warum ist M.S. in ihn verliebt, warum, warum, warum, warum?

In einem anderen Teil geht es zurück in die Kindheit. Es gab eine durchgeknallte Mutter und zwei ebenfalls durchgeknallte Väter, d.h. einen Erzeuger und einen in echt. Jeder der prägenden Personen ist auf seine Weise ausserhalb der Norm befindlich gewesen, also verrückt. Warum, warum, warum, warum ?

Dennoch kann der gewillte Leser zwischen hastig versandten SMS-Nachrichten, einigen Emails und geklauten Fetischen, die Story einer Liebe erahnen, mehr aber auch nicht, und auf den Charakter der Protagonistin schliessen, Irrtum jederzeit möglich. Jemand, der peinliche Momente schriftlich festhält und sogar veröffentlicht, eine Klammernde, eine Verlassene, eine krampfhaft nach Liebe suchende?

Der letzte Teil, der etwas Aufschluß liefern könnte, endet abrupt.

Fazit: Autobiographisch oder peinlich? Experimentell oder originell? Ich fands zu rudimentär und deshalb hat es mich nicht so richtig überzeugt. Genau genommen hat es mich überhaupt nicht überzeugt, aber der Idee geschuldet und weil ich Experimente von Zeit zu Zeit mag, gibt es noch drei mehr geschenkte als verliehene Punkte.

Kategorie: Literatur; Suhrkamp 2014



Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks