Cover des Buches Die Komplizin (ISBN: 9783570100530)
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Rezension zu Die Komplizin von Nicci French

Rezension zu "Die Komplizin" von Nicci French

von M.Lehmann-Pape vor 13 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 13 Jahren
Beste Freundin? Auf zwei Ebenen erzähl Nicci French ihre neue Geschichte, ineinander und miteinander verwoben wie der Läufer, in den Bonnie, die Protagonisten des Buches, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sonia, den Leichnam ihres ehemaligen Geliebten einschlägt. In der Wohnung ihrer auf Reisen befindlichen Freundin Liza beginnt das Buch mit Bonnie, aus deren Sicht das Buch in der Ich Form geschrieben ist, mit einer zerschlagenen Gitarre und einer männlichen Leiche. Umgehend ruft Bonnie ihre beste Freundin Sonia verzweifelt an. Natürlich hilft die beste Freundin. Nicht gerne, sie hat bereits eine Idee, was zu tun ist. Das ist der eine Strang der Geschichte, Bonnie und ihr vermeintliches Verbrechen, die Ermittlungen der Polizei und die vielen überraschenden Wendungen, die sich im Lauf der gut 400 Seiten des Buches ergeben werden. Dieser Teil der durchlaufenden Geschichte trägt im Buch immer die gleiche Kapitelüberschrift, „Danach“. Natürlich gibt es auch ein „Davor“. Die zweite und damit letzte Kapitelüberschrift, die sich im Buch finden lässt. Der zweite Strang der Handlung schildert die Vorgeschichte des Mordes. Gemeinsam mit einigen alten Freunden und neuen Bekannten stellt Bonnie, die Musiklehrerin, zu Anfang der Sommerferien eine Band zusammen, um auf einer Hochzeit aufzuspielen. Schnell ergibt sich eine bunte Gruppe, in der die Beziehungen untereinander durchaus zu mehr taugen als nur zu gemeinsamen Melodien. Doch wenn die Liebe Einzug hält, Eifersucht aufflammt und mancher Liebesreigen auch sehr dunkle Seiten mit sich bringt, bleiben Ärger und Wut nicht lange aus. Gut verdeckt vor den anderen natürlich. In der Verwebung des „Davor“ und des „Danach“ entfalten sich die Entwicklungen unter den Mitgliedern der Band, auch nachdem einer der ihren spurlos verschwunden zu sein scheint. Erst zum Ende des Buches hin finden die beiden Stränge zueinander und ergeben ein ganz anderes als vermutetes Bild dessen, was wirklich geschehen ist. In lebendiger Sprache, mit frischen Ideen, ausgereiften Protagonisten und einem Sog an gegenseitigen, verdeckten Beziehungen erzählt Nicci French in dichter Atmosphäre die Geschichte von Bonnie, der starken Frau, die dennoch Schwächen erlebt und lebt, von vermeintlicher Freundschaft und tatsächlich möglicher Liebe, die ihren Weg in den Verwicklungen und auseinanderdriftenden Emotionen nicht wirklich zu finden vermag. Wieweit reicht die Loyalität der Freundschaft? Ist Bonnie tatsächlich die Mörderin? Wer findet zu wem? Die klug gezeichneten Figuren geben eine Menge her an gegenseitiger Wechselwirkung und werden von Nicci French jederzeit souverän durch die sich ebenso souverän entfaltende Geschichte geführt. Wie aus einem Guss erscheinen im Nachhinein die komplexen Zusammenhänge, die durchaus noch weiter in die Vergangenheit reichen, als es der Beginn des Buches in den Raum setzt. Ob Nicci French ein „perfekter Thriller“ gelungen ist, wie es „Publishers Weekly“ leicht marktschreierisch auf dem hinteren Umschlag verkündet, sei dahingestellt. Auf jeden Fall aber legt die Autorin ein intelligentes und überzeugendes Buch menschlicher Beziehungsverwirrungen vor, dass in seinen Figuren und der Konstruktion des eigentlichen Mordfalles auf jeder Seite zu überzeugen weiß.
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