Cover des Buches Hell wie der Mond und tief wie der Ozean (ISBN: 9783868275421)
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Rezension zu Hell wie der Mond und tief wie der Ozean von Nicole Quigley

Sehr lesenswertes Jugendbuch!

von LEXI vor 9 Jahren

Rezension

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LEXIvor 9 Jahren
„Allein nachts in einem Pool fühle ich mich frei. Als würde ich irgendwie über allem schweben, das mich nach unten zieht“. Zitternd atmete ich aus. Ich hatte ihm mein allergrößtes Geheimnis verraten.

Die sechzehnjährige Melissa Anne Keiser, ein Mädchen, das während ihrer Schulzeit verhöhnt, verspottet und ausgegrenzt wurde, kommt nach drei Jahren wieder zurück in ihre Heimat, auf die Insel Anna Maria, einem wunderschönen Strandort in Florida. Melissa und ihre Geschwister Josh und Crystal leiden unter den Launen, dem übermäßigen Alkoholkonsum und den permanent wechselnden Liebesaffären ihrer flatterhaften Mutter Denise und mussten früh lernen, selbständig zu werden. Die siebenjährige Chrystal mit ihren langen, blonden Engelshaaren und den großen blauen Augen wird als Nesthäkchen der Familie von ihren älteren Geschwistern umsorgt. Melissas älterer Bruder Robby lässt sich in keine Schublade einordnen, er liebt das Wasser und das Skimboarden über alles, hält sich jedoch trotz seines außergewöhnlichen künstlerischen Talents für einen Versager. Robby kennt keine Grenzen und keinen Mittelweg. Melissa nützt ihrerseits regelmäßig den Pool des leerstehenden Nachbarhauses als geheimen Zufluchtsort, in dessen Wasser sie sich frei und für eine kurze Zeitspanne völlig sorgenfrei fühlen kann. Ihre Faszination für das Schwimmen gepaart mit ihrer Verzweiflung über die familiäre Situation lässt das Mädchen immer öfter ihrer geheimen Leidenschaft nachgehen, bis sie eines Tages vom Enkel der Hausbesitzerin überrascht wird. Der attraktive, wortkarge Josh Durham hat eine ganz besondere Art, mit Dingen umzugehen und bezeichnet sich selber als „nicht sozial“. Er ist zudem in einer Jugendgruppe, spricht über Gott und missachtet somit die Regeln seiner Freunde. Doch nach ihrer Rückkehr aus Pennsylvania beginnt plötzlich auch Sam King, Melissas langjähriger Schwarm aus der Schulzeit, sich für sie zu interessieren. Mit dem gut aussehenden muskulösen Footballspieler wird Melissa auf einmal in den Kreis der beliebtesten Schüler aufgenommen, das Mobbingopfer von damals fühlt sich mit Sam an ihrer Seite unantastbar. Melissa scheint am Ziel ihrer geheimsten Wünsche angekommen zu sein, doch eine schreckliche Tragödie scheint plötzlich alles in Frage zu stellen...

Nicole Quigley stellt in ihrem Roman „Hell wie der Mond, tief wie der Ozean“ ganz klar die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonistin Melissa in den Vordergrund. Sie zeichnet ein sehr realistisches Bild einer ganz normalen High-School in Amerika, wo die reichen angesagten Kids eine Clique bilden und Schüler aus ärmeren oder sozial schwächeren Bevölkerungsschichten Gefahr laufen, zu Mobbingopfern zu werden. Die Autorin versteht es sehr gut, anhand der Figur der Melissa Keiser dem Leser ein ziemlich genaues Bild des Schattendaseins einer Außenseiterin zu vermitteln, die unvermutet vom hässlichen Entchen zum schönen Schwan wird. Hierbei verleiht sie in äußerst gefälligem und einnehmendem Schreibstil den Gedanken und Gefühlen ihrer Protagonistin überzeugend Ausdruck. Ich würde den ersten Teil dieses Buches beinahe als Milieuschilderung bezeichnen – die Beschreibung eines Alltags einer High-School mit all seinen Höhen und Tiefen, das Verhalten der Schüler, das vom Gruppenzwang und oftmals sogar von Grausamkeit geprägt ist.

Die Charakterisierung der handelnden Personen hat mir sehr gut gefallen, ist mir jedoch bei den Nebenfiguren ein klein wenig zu dürftig ausgefallen. So wurden einige Gedankengänge nicht weiter ausgeführt, einige Dinge bis zum Ende des Buches nicht ausführlicher erläutert und es gab besonders bei der Person des Josh Durham Fragen, auf die ich gerne eine Antwort erhalten hätte. Zudem weckten einige hinweisende Passagen betreffend Melissas und Robbys Cherokee-Vater die Hoffnung auf weitere Enthüllungen. Eine Hoffnung, die bis zum Ende des Buches leider zunichte gemacht wurde, denn das Rätsel um den unbekannten Vater wurde bis zuletzt nicht gelöst. Der christliche Glaube wurde zwar durch die Figur des Josh anhand seiner Bibellektüre und der Zugehörigkeit zu einer Jugendgruppe ins Buch eingebracht, durfte jedoch keine allzu große weitere Tiefe erfahren.

Die Gestaltung des Buchcovers hat mich beeindruck. Der wolkenverhangene Vollmond, der sich auf den dunklen Wellen des Ozeans spiegelt, vermittelt einerseits ein etwas melancholisches Bild, zugleich aber auch den Aspekt des Geheimnisvollen. Die weiße Schrift und der zarte Buchrand mit den Blütenornamenten verleihen dem Ganzen eine kleine verspielte Note – ein wirklich gelungenes Cover, das dem Inhalt voll und ganz gerecht wird.

Fazit: „Hell wie der Mond, tief wie der Ozean“ stellt für mich einen sehr lesenswerten Roman dar, den ich besonders Jugendlichen ans Herz legen möchte. Die Schulzeit, die erste Verliebtheit, innerfamiliäre Probleme und das ganz große Thema des Erwachsenwerdens wurden von Nicole Quigley zu einem berührenden Roman verflochten, dessen Lektüre mir einige interessante und anregende Lesestunden bereitet hat.
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