Cover des Buches Die Grammatik der Zeit (ISBN: 9783950399103)
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Rezension zu Die Grammatik der Zeit von Patricia Brooks

Zeitgefüge, Beziehungsgeflecht, Liebesgeschichte....

von Marakkaram vor 8 Jahren

Rezension

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Marakkaramvor 8 Jahren
Silvie hatte sicher einen oder mehrere gute Gründe, mich zu verlassen. Die Zeit, als unser Zusammensein unkompliziert glücklich war, liegt eine Weile zurück. Zwei Jahre. Oder drei. So genau kann ich das nicht festlegen. Die Zeit hat über die lange Strecke der Jahre, die wir zusammen waren, begonnen, sich zu einer Art Teppich zu verweben, wo alles ineinander verschlungen ist, so dass man einzelne Stränge nicht mehr so ohne Weiteres herausschälen kann.

"Die Grammatik der Zeit" ist eine fesselnde Geschichte, die sich einem erst nach und nach erschliesst. Anfangs glaubt man eine ganz alltägliche Trennungsgeschichte zu lesen. Okay, der namenlose, verlassene Ich-Erzähler kommt manchmal ein wenig unterkühlt rüber, aber dennoch leidet er... irgendwie.
Nach ein paar Tagen beschliesst er eine alte Freundin am Altaussee zu besuchen, um dort ein wenig abzuschalten und in Ruhe ein Computerspiel, an dem er grade arbeitet, zu beenden. Eines Abends lernt er dort unter recht mysteriösen Umständen eine Frau namens Carlos kennen oder kennt er sie bereits? Ihn beschleicht immer häufiger das Gefühl, das mit dem Zeitgefüge etwas nicht stimmt und seine Erinnerungen durcheinander geraten... Dinge verschwinden plötzlich - Verloren geglaubtes taucht unerwartet auf - Gespräche scheinen nie stattgefunden zu haben....
~ ~ ~
Mein erster Roman der östereichischen Autorin und sie vermochte mich von der ersten Seite an zu fesseln. Patricia Brooks hat eine unglaublich schöne und klare Sprache - distanziert, objektiv und trotzdem vermag sie Emotionen damit zu transportieren.
Und auch, wenn manchmal gar nicht so viel zu passieren scheint, ist dieser mysteriöse Spannungsbogen immer präsent und lässt einen nicht los. Man ahnt nicht nur, man weiß, irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht - kann es aber nie so recht greifen.
Die Autorin spielt sehr gekonnt mit dem Zeitgefüge und hält den Leser genauso im Dunkeln wie den Ich-Erzähler. Und obwohl er einem gar nicht mal unbedingt sympatisch ist, verfolgt man seine Geschichte mit Spannung und begegnet seiner gnadenlosen emotionalen Ehrlichkeit mit Sympathie.
Viel mehr möchte ich aber auch gar nicht verraten...

Fazit: Ein sehr schöner, leicht mystischer Roman, der so manches Beziehungsgebilde unaufdringlich und wie nebenher unter die Lupe nimmt. Absolut lesenswert. Und ich freue mich schon auf weitere Romane der Autorin.

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