Der gute alte Loriot. Ich mag seinen Humor, auch wenn man mich nicht als Fan im engeren Sinne bezeichnen kann. Per Zufall ist mir dieses Hörbuch in die Hände gefallen.
In den späten 50iger Jahre der Bundesrepublik schrieb der damals noch wenig bekannte Loriot Lesebriefe an die auflagenstarke Illustrierte, die zum großen Teil auch abgedruckt wurden. Das Hörbuch beinhaltet eine Auswahl der über 100 Briefe zu ganz unterschiedlichen Themengebieten, über die sich Herr von Bülow in bekannt bissiger und pointierter Weise auslässt.
Dass die Beiträge schon 50 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, wird schon an Titeln wie „Telefonzelle“ oder „Toni Sailer“ deutlich. Gibt es eigentlich noch die Stecknadeln in den neu gekauften Hemden? Überraschend aktuell erscheinen hingegen andere Beiträge und der Brief „Einige Fernsehminuten“ weist schon fast prophetische Gabe hinsichtlich der Strömungen innerhalb des Privatfernsehens in den letzten 20 Jahren auf. Ebenso „Deutsche Wertarbeit“.
Neben den Briefen von Loriot gibt es noch 3 Leserbriefe als Reaktion auf seine Artikel und einen vom damals sehr bekannten Humoristen Manfred Schmidt.
Es liest Johann von Bülow. Er ist ein entfernter Verwandter von Vicco von Bülow. Sie entstammen beide dem gleichen mecklenburgischen Adelsgeschlecht und haben sich wohl erst in den letzten Lebensjahren von Loriot persönlich kennen gelernt.
Die Aufzeichnung des Hörbuches entstand während einer öffentlichen Lesung in Berlin im Jahre 2014. Beim Applaus hätte man ruhig etwas schneiden können. Leider sieht man nicht die Mimik des Vorlesers, so dass der Auslöser mancher Zwischenlacher nur erahnt werden kann. Er kommentiert hin und wieder seine Beiträge.
Johann von Bülow verleiht den Briefen nochmals eine ganz eigene Note. Sein Stil ist gewöhnungsbedürftig. Ich denke, Loriot hätte das gefallen.
Es handelt sich um 2 CDs mit einer Länge von gut 1,5 Stunden.
Bonus: Ein Booklet mit Zeichnungen von Loriot zu den jeweiligen Briefen.
Fazit: Eine kleine humoristische Reise mit Loriot in die graue Vergangenheit der Bundesrepublik. Ich hatte meinen Spaß damit.