Cover des Buches Der Kinderpapst (ISBN: 9783866122765)
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Rezension zu Der Kinderpapst von Peter Prange

Rezension zu "Der Kinderpapst" von Peter Prange

von kubine vor 11 Jahren

Rezension

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kubinevor 11 Jahren
Teofilo di Tusculu ist 12 Jahre alt und seine Zukunft liegt glasklar vor ihm. Er wird irgendwann Chiara di Sasso heiraten, die er liebt, was auf Gegenseitigkeit beruht. Sie werden eine Familie gründen und einfach nur glücklich sein. Doch es kommt anders. Als sein Onkel, Papst Johannes XIV., stirbt, wird Teofilo von seiner Familie als Nachfolger vorgeschlagen – und gewählt, gegen seinen Willen. Chiara muss einen anderen heiraten, er soll als Papst Reichtum, Macht und Ansehen seiner Familie mehren. Dreimal wird er vom Papstthron gejagt, immer erlangt er ihn wieder. Eine gemeinsame Zukunft mit Chiara ist undenkbar und so zerbricht Teofilo, der als Papst Benedikt IX. in die Geschichte eingeht, fast an seinem Amt. Und das soll Gottes Wille sein? Benedikt IX. hat wirklich existiert und ist als Papst in die Geschichte eingegangen, der Elend und Schrecken über Rom brachte. Peter Prange beleuchtet in seinem Roman die Person hinter dem Amt. Das gelingt ihm außergewöhnlich gut. Teofilo di Tusculu war ein äußerst wissbegieriges Kind, der alles hinterfragte. Widerwillig fügt er sich seiner Familie und tritt ein Amt an, das er nie haben wollte. Gleichzeitig ist er aber auch fasziniert von der Macht, die das Papsttum mitbringt. Mit kindlicher Naivität versucht er, an den Machenschaften der Kurie etwas zu ändern. Aber er wird nicht für voll genommen. Daraufhin sucht er intensiv nach Gott – und findet ihn nicht. Er ist unglücklich und interessiert sich immer weniger für das, was um ihn herum vorgeht. Bald schon wird er zum Spielball der Mächtigen in Rom und zieht die Wut des Volkes auf sich. Doch sein Amt wird er nicht los. Als Leser hat man Mitleid mit dem jungen Mann und wünscht sich, dass er doch noch irgendwann sein Glück findet. Auch die Charakterisierung der anderen Personen ist überragend, egal ob Hauptpersonen oder Nebenfiguren. Man kann sich in jede Figur hineinversetzen, manch ihre Handlungen nachvollziehen – wenn auch nicht immer gutheißen. Auch die Epoche wird von Peter Prange gut geschildert. Während die realen Hintergründe und Machenschaften des römischen Adels nur kurz abgehandelt werden bzw. nebenbei Erwähnung finden (hier hätte ich mir mehr Fakten gewünscht, den manchmal hatte ich nur Fragezeichen im Kopf, warum was geschah), wird der Glaube/Aberglaube und die Kirchenhörigkeit der Menschen im Mittelalter sehr anschaulich dargestellt. Das Hauptaugenmerk liegt aber in der Liebesgeschichte zwischen Chiara und Tefilo/Benedikt IX. Dies sollte man im Hinterkopf behalten, sonst könnten Erwartungen enttäuscht werden. Kurze Kapitel, und ein angenehmer Schreibstil, der für eine subtile Spannung (als Leser wünscht man Chiara und Teofilo das sie doch noch zueinander finden) sorgt, bringen einem dazu, dass man beim Lesen die Zeit vergisst. Ideal also für einen kuscheligen Schmökerabend im Herbst und allen Freunden historischer Romane nur zu empfehlen.
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