Cover des Buches The Love Song of Miss Queenie Hennessy (ISBN: 9780857522764)
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Rezension zu The Love Song of Miss Queenie Hennessy von Rachel Joyce

Zu blumig

von kornmuhme vor 9 Jahren

Rezension

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kornmuhmevor 9 Jahren

Inhalt:

Queenie Hennessy liegt im Sterben. Die letzten Wochen ihres Lebens verbringt sie in einem Hospiz in Nordengland. Als sie einen Abschiedsbrief an Harold Fry schreibt, einen ehemaligen guten Freund und Kollegen, den sie seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hat, ist sie mehr als erstaunt, dass sie plötzlich Post von ihm bekommt! Sie soll auf ihn warten, er will sie besuchen und noch einmal sehen. Quennie weiß zunächst nicht, wie sie damit umgehen soll. Da sind doch so viele Dinge, die Harold gar nicht weiß, und Queenie hat sich damals einfach so aus dem Staub gemacht. Doch nun ist Schluss mit den vielen Geheimnissen von damals. Queenie spürt, dass nun die Zeit gekommen ist, sich den Fehlern, dem Unausgesprochenen und der Schuld von vor so vielen Jahren zu stellen. Um die Wartezeit zu überbrücken, schreibt Queenie einen Brief - einen letzten Brief an Harold Fry, in dem sie alles sagen will ...

Meinung:

Das Buch ist zwar keine direkte Fortsetzung von Rachel Joyces Bestseller "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry", sondern es erzählt die Ereigisse von damals aus Queenies Sicht. Ich kannte dieses erste Buch über Harold Fry nicht, daher war mir persönlich alles neu und unbekannt. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, jedenfalls kann ich diese Geschichte nur aus diesem einen Blickwinkel beurteilen. Richtig überzeugen und begeistern konnte sie mich leider nicht.

Rachel Joyces Schreibstil ist sehr blumig und "überladen". Kleine Begebenheiten werden bis ins Detail hinein beschrieben, Farben, Gerüche, Geräusche, immer wieder. Manch ein Leser mag diese Art des Schreibens für poetisch halten, ich fand ihn nach einer Weile sehr anstrengend. Ich halte es auch für unrealistisch, dass sich eine Person nach 30 Jahren noch genau an kleinste Kleinigkeiten eines Tages erinnern kann, z.B. was ein anderer für Kleidung getragen hat, dass auf dem Ärmel Fusseln waren, dass ein Fenster auf Kipp stand, welche Blumen blühten usw. Das ist mir alles zu verspielt, zu detailliert. Die Geschichte selbst trat dann auch oftmals auf der Stelle, es ging nicht vorwärts, die Autorin verlor sich in Beschreibungen, vor allem von Queenies "seagarden". Das war mir denn doch zu viel des Guten, auch wenn ich durchaus den Blick fürs Detail schätze.

Mit Queenie bin ich leider auch nicht wirklich warm geworden, oft fehlte mir das Verständnis für ihre Handlungen bzw. ihr Verharren, ihr Nichtstun. Ihre Schuldgefühle, die sich ins unermessliche steigern, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Was hat sie denn großartig getan? Bzw. was hat sie denn verschwiegen? Manchmal hätte ich mir einfach gewünscht, sie hätte mal den Mund aufgemacht und mit ihren Mitmenschen geredet bzw. ihnen die Meinung gesagt, bes. David. Ich meine, sie war doch nicht dumm, hat studiert und gegen ihre Eltern rebelliert. Auf den Mund gefallen ist sie nicht. Aber viel zu oft schweigt sie einfach oder geht weg. Außerdem lebt mir Queenie ein bisschen zu sehr in der Vergangenheit. Es wird auch nie erzählt, dass sie Freunde hat(te) oder sonst irgendwelche Beziehungen knüpfte. Alles dreht sich nur um die Vergangenheit. Ich habe mich mit dieser Beengtheit schwer getan.

Sehr gelungen dagegen fand ich die Auflösungen und Beschreibungen am Ende, die mir die Tränen in die Augen getrieben haben und mich ein Stückweit mit dem Roman versöhnt haben.

Fazit:

Wer es blumig und detailverliebt mag, was Farben, Gerüche, Töne und Wetterbeschreibungen angeht, der ist hier genau richtig. Ich finde allerdings nicht, dass durch solch einen Beschreibungswahn Tiefe in eine Geschichte kommt. Mich hat es irgendwann genervt, ich wollte wissen, was genau passiert ist, dass Queenie solche Schuldgefühle hat. Die Erklärung fand ich dann aber wieder sehr ernüchternd, so dass ich Queenie eigentlich durchweg in ihren Handlungen und Entscheidungen nicht verstehen konnte. Daher 3 von 5 Sternen

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