Cover des Buches Sami und der Wunsch nach Freiheit (ISBN: 9783869742908)
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Rezension zu Sami und der Wunsch nach Freiheit von Rafik Schami

Hoffnungslosigkeit ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann

von alupus vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Mutig, berührend, erschreckend aber auch humorvoll

Rezension

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alupusvor 7 Jahren

Hoffnungslosigkeit ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann

Mutig, berührend, erschreckend und auch humorvoll


Rafik Schami lernt bei einem befreundetem Ehepaar Scharif Surur kennen. Dieser bietet ihm eine Geschichte, über die Narben seines Freundes Sami an, für eine arabische Laute. Schami lässt sich darauf ein und herausgekommen ist ein Buch, das vom Besuch der Grundschule, über den Kinderaufstand 2011 in Daraa bis in die heutige Zeit reicht.

Scharif und Sami wachsen im christlichen Viertel von Damaskus auf, wobei Sami im Gnadenhof (das Haus gehört der katholischen Kirche und Samis Familie braucht keine Miete zu zahlen) wohnt, denn beide Jungen sind bitter arm. Aber Sami ist mutig und hat ein großes Herz, aber Scharif lässt ihn nicht im Stich. Als ein reicher Junge ein Brot mit Quittengelee nicht will, wollen es die anderen Kinder haben. (Quittengelee ist sehr selten in Damaskus und sehr teuer!) Er aber wirft das Brot in einen von scharfen Hunden bewachten (die gerade schlafen) und mit Stacheldraht umzäunten Garten. Sami hat als einziger den Mut und kletterte über den Zaun und holte das Brot für seine Lieblingsschwester Fadia. Die Hunde wurden geärgert und Sami kann sich gerade noch retten. So kommt Sami zu einer Narbe namens Quittengelee. Wir lernen durch die Jungen den Postboten Elias, der ein väterlicher Freund der Beiden ist, und auch die Hebamme Sofia kennen. Wir begleiten die Beiden ins Frauen-Hamam, das sie ab ca. 11 Jahren nicht mehr betreten dürfen. Kommentar von Sami „Heute erst begreife ich, wie sich Adam beim Rausschmiss aus dem Paradies gefühlt hat.“

In der Schule werden die Kinder drangsaliert und Prügel ist an der Tagesordnung. Nur Kinder, deren Vater ein hohes Tier in der Politik ist, werden in Ruhe gelassen. Es gab aber auch Lehrer, die es gut mit den Kindern meinten, aber das passte dann einigen Leuten nicht, und die Lehrer verschwanden.

Auch in der Nachbarschaft muss man vorsichtig sein, da man nie weiß, wer nun ein Spitzel ist oder einfach nur eifersüchtig ist. Dann wird plötzlich jemand vom Geheimdienst abgeholt und er wird bestialisch gefoltert und ist dann nicht mehr wieder zu erkennen. Sogar Kinder werden gefoltert. Nach dem Kinderaufstand wird alles noch viel schlimmer und das Regime Assad regiert mit brutaler Gewalt.

Allerdings muss ich bemerken, dass es auch immer wieder Menschen gibt, die andere vor der Verhaftung retteten, oder sie versteckten. Das darf auch einfach nicht vergessen werden.

Rafik Schami hat ein beeindruckendes Buch geschrieben, wo er die Brutalität, die wir nur aus den Nachrichten kennen, deutlich wiedergibt. Dieses Buch ist traurig, berührend, erschreckend, aufrüttelnd und trotzdem sind einige humorvolle Aspekte, bei denen ich spontan gelacht oder geschmunzelt habe. Auch diesem Buch merkt man die Liebe und die Sehnsucht Rafik Schamis zu seiner Heimatstadt Damaskus und zu Syrien an.

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