Cover des Buches Pakete an Frau Blech (ISBN: 9783421046451)
Rezension zu Pakete an Frau Blech von Rolf Bauerdick

Deutsch-Deutsche Vergangenheitsbewältigung in Romanform

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Sehr illustre deutsch-deutsche Vergangenheitsbewältigung, mal auf andere Art und Weise. Absolut lesenswert!

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Dieser Roman hat mich von der ersten Seite weg an direkt begeistert und nicht mehr losgelassen. Rolf Bauerdicks Erzählstil trug sehr viel dazu bei, aber nicht nur. Auch die Story an sich ist ihm, wie ich finde, sehr gut gelungen.

Erzählt wird hier die fiktive und sehr dramatische Familiengeschichte von Maik Kleine, Jahrgang 1965, geboren und aufgewachsen in der damaligen DDR. Was den Roman so besonders werden lässt, ist die permanente Vermischung und Einbindung realer Personen und historisch belegter Ereignisse der damaligen Zeit. Dadurch hat man fast das Gefühl keinen Roman, sondern eine Art biografische Erzählung in Händen zu halten.

Ich persönlich war kein einziges Mal zu Besuch in der DDR, habe also keinerlei Vergleichsmoment, würde aber sagen, dass die Geschehnisse rund um den Protogonisten so, oder so ähnlich, der Wirklichkeit entsprungen sein könnten.

Für meinen Geschmack wird zwar etwas zu wenig auf Maiks Seelenleben eingegangen. So gut wie nie erfährt man als Leser, wie es WIRKLICH in ihm aussieht. Was er denkt und fühlt. Andererseits spiegelt diese fast schon greifbare Unnahbarkeit einen Teil seiner Persönlichkeit wieder. Er hat im Laufe der schlimmen und eingreifenden Erlebnisse, die sein Leben prägten und sehr nachhaltig bestimmten, irgendwann gelernt, Herr über seine Gefühle zu werden. Innerlich wie äußerlich.

Irgendwann kommt diese getriebene, wurzel- und heimatlose Person an einen Punkt, an dem er erkennt, dass er erst dann mit seiner Vergangenheit endgültig abschließen kann, wenn er diese annimmt und sich den Geistern der Vergangenheit stellt. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner drei illustren Freunde begibt er sich auf Spurensuche und versucht dieses längst verstaubte Mosaik der Vergangenheit zu einem realen Bild zusammen zu setzen.

Als Leser sah ich meine eigenen Mutmaßungen immer mal wieder über den Haufen geworfen. Saß selber der oft an den Tag gelegten Taktig des „mehr Schein als Sein“ auf, wusste zeitweise nicht mehr, was ich noch glauben sollte und wurde am Ende sehr überrascht von der Wendung, die die Geschichte noch nahm.

Mein Fazit: Deutsch-Deutsche Geschichtsverarbeitung mal auf eine andere Art und Weise. Absolut lesenswert und packend zu Wort gebracht!
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