Cover des Buches Die Treppe im See (ISBN: 9783902802163)
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Rezension zu Die Treppe im See von Ronald Malfi

Zum Sterben ... langweilig

von progue vor 10 Jahren

Rezension

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proguevor 10 Jahren
Ist es möglich, sich bei einem mehrfach ausgezeichneten Thriller/Mysterie/Horrorautor zu langweilen?
Es ist.
Traurig, aber wahr. Die Geschichte eines Bestsellerautors mit einer tragischen Vergangenheit und momentanen Schreibblockade, der mit seiner Frau in die eisige Kälte des amerikanischen Hinterlands zieht, konnte mich auf keiner Seite fesseln. Dabei waren die Grundlagen vorhanden.

Travis und Jodie Glasgow ziehen in ein altes Haus in der Nähe einer netten Kleinstadt. Es könnte perfekt sein: Die Nachbarn sind ok - zumal der nächste Nachbar der eigene Bruder ist, der bei der Polizei arbeitet -, die Gegend ein Traum mit dichten Wäldern und direkt hinterm Haus ein See, aus dem eine Treppe ragt. Doch schon bald gehen im Haus unheimliche Dinge vor: Travis glaubt, Schritte zu hören und jemanden zu sehen und bald kommt er hinter das Geheimnis der Familie, die vor ihm hier lebte. Deren Sohn starb unter bislang ungeklärten Verhältnissen, ja, man fand nicht einmal eine Leiche. Das katapultiert Travis direkt in seine Kindheit, als er dabei war, wie sein jüngerer Bruder starb. Ist seine Vergangenheit mit dem Schicksal des Kindes hier verbunden? Wurde das Kind ermordet? Gibt es tatsächlich Geister oder wird Travis verrückt? Seine Nachforschungen gefährden nicht nur seine Ehe, sondern bringen ihn auch in große Gefahr.

Klingt erst mal spannend. Ein Autor mit Schreibblockade, ein ungelöstes Verbrechen, ein geheimnisvolles Haus, Vergangenheit, Gegenwart, gruuuuuuuuuselige Vorkommnisse ... Moment. Genau daran scheitert es nämlich. Es ist überhaupt nichts gruselig. In den wenigsten Szenen kommt es überhaupt zu einer Art Spannung. Travis ist ein ziemlich unangenehmer Protagonist, der immer nur an sich selbst denkt und ständige Monologe führt. Es gibt auf den ersten einhundertfünfzig Seiten überhaupt nichts, was passiert. Ab und zu mal Schritte in der Nacht und etwas, das wie ein Kind aussieht, welches im Dunkeln durch das alte Haus huscht. Aber der Anflug von Thrill, der sich soeben einstellen will, wird im nächsten Moment gebrochen, weil Travis gleich wieder langatmigen Gedanken nachhängt, in denen er sich selbst fragt, ob er halluziniert oder es echt ist.

Selbst als es dann mal gefährlich für ihn wird, kommt man nicht umhin, sich zu fragen, warum er sich denn so in Gefahr bringt, zumal er die Gedanken ja selbst hegt. (Und natürlich nicht zur Zufriedenheit beantworten kann.) Fraglich auch die Szene, wo er sechs oder mehr Stunden bei extremen Minusgraden bewusstlos irgendwo herumliegt, ohne zu erfrieren. Und seine ständigen Wiederholungen, dass ihm die Hoden vor Kälte schrumpeln, machte es auch nicht spannender. Zwischendurch feiert sich Travis selbst als Bestsellerautor, indem er wie getrieben die Geschichte des vermutlich ermordeten Jungen aufschreibt und die ganze Zeit dachte ich: Mensch, Ron, warum konntest du nicht auch so getrieben diese Story schreiben und mich damit fesseln?

Fazit: Spannung, die sich aufzubauen drohte, wurde gleich wieder eingerissen und meiner Meinung nach hätte die ganze Geschichte als Shortstory weitaus besser funktioniert. Weniger ist manchmal mehr.
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