Rezension zu Mitternachtskinder von Salman Rushdie
Rezension zu "Mitternachtskinder" von Salman Rushdie
von rd19779
Rezension
rd19779vor 13 Jahren
Alles hat zwei Seiten: vorne und hinten, rechts und links, oben und unten, schwarz und weiß, gut und böse, ... Dieser ewige Dualismus verfolgt die Menschheit seit Anbeginn. Wen wundert es, wenn auch die Geburt eines Staates (so das denn überhaupt möglich ist) und die eines Kindes (bzw. mehrerer) einen solchen Duopol bilden können? Zu jenem Zeitpunkt als am 15. August 1947 die Republik Indien ihre Unabhängigkeit vom Britischen Empire errang, erblickte in diesem neuen Staat eine Vielzahl Neugeborener das Licht der Welt, deren Schicksal auf engste mit dem ihres Heimatlandes verbunden sein sollte. Jeder von ihnen hatte geheime Kräfte, die abhängig von der zeitlichen Entfernung zur Mitternacht stärker bzw. schwächer waren und doch am Ende alle verloren gingen, weil es einer korrupten Macht-Elite nicht in den Kram passte, dass diese Fähigkeiten eventuell gegen sie verwendet werden könnten. Erstmals vermischt Salman Rushdie in diesem Roman im Stil des Magischen Realismus phantastische Märchenelemente mit der dokumentierten Geschichte seines heimatlichen Subkontinents zu einer großartigen Erzählung, worin der Erzähler in einem Rückblick seine eigene Geschichte und die seiner Familie seit Beginn des 20. Jahrhunderts beschreibt — und das ist trotz teilweiser Langatmigkeit unbedingt lesenswert!