Cover des Buches Das gibts in keinem Russenfilm (ISBN: 9783100022981)
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Rezension zu Das gibts in keinem Russenfilm von Thomas Brussig

Deutschland - ohne Mauerfall

von Ginevra vor 9 Jahren

Rezension

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Ginevravor 9 Jahren
Thomas Brussig schreibt seine eigene, fiktive Biographie als DDR-Autor, beginnend im Jahre 1991. Bei einer Lesung verspricht er, niemals in den Westen zu reisen, bevor nicht alle das dürfen. Außerdem will er kein Smartphone und auch nicht Kundera lesen, bis es alle dürfen. Dieses Versprechen macht ihn in der DDR berühmt, aber auch immer wieder zur Zielscheibe der Stasi. Mal verschwindet ein Manuskript, mal wird er verhaftet, mal zum Pädophilen abgestempelt - obwohl er eigentlich gar nicht den Helden spielen will, steht er immer wieder als heroischer Vordenker seiner Fans da.
Mit dem zwangsweise verordneten Öko-Boom in der DDR oder der "Elektrokratie", wie es das nennt, hat er ein unlösbares Problem: auch wenn dieser radikale Umschwung zur Rettung des Klimas für die Welt positiv ist, zerstört sie doch die Entscheidungsfreiheit und somit die Demokratie. Und ausgerechnet sein unehelicher Sohn ist einer der überzeugtesten Verfechter...

Viele witzige Situationen entstehen in dieser fiktiven Welt, zahlreiche prominente Perönlichkeiten finden ihren Platz in der DDR- Parallelwelt: z.B. die unscheinbare, hilfsbereite "Apfelkuchen- Angela" mit geheimen Verbindungen, Jeanette Biedermann als Pinup im DDR-Soldatenspind, Gregor Gysi als gewiefter Anwalt - und als Spitzenpolitiker...

Thomas Brussig, geb. 1064 in Berlin, wurde durch seine Romane und Drehbücher bekannt (Helden wie wir, Am Ende der Sonnenallee). Das Thema DDR und ihr politisches System sind Hauptgegenstand seiner Arbeiten - immer mit einer Portion Humor und Selbstironie.

Ich fand dieses Hörbuch, gelesen von Stefan Kaminski mit leichtem Berliner Akzent, ganz hervorragend: unterhaltsam, spritzig, aber immer hintergründig. Die Handlungen sind stimmig. Da ich nicht in der DDR aufgewachsen bin, habe ich vermutlich nicht alle Seitenhiebe und Nebenschauplätze verstanden, habe aber vieles dazugelernt. Mein persönliches Highlight war der fiktive Roman eines Herrn Urban (ist der nicht bei der Piraten-Partei?) - über ein geeintes Deutschland nach dem Mauerfall - für den Brussig im Buch eine vollkommen abstruse, wirre Vorstellung...

Fazit: ein absoluter Knaller und sehr empfehlenswert! 5 von 5 Sternen.

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