Cover des Buches Der Jonas-Komplex (ISBN: 9783100024640)
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Rezension zu Der Jonas-Komplex von Thomas Glavinic

Drei Bücher in einem

von TanyBee vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein tolles Buch, wie immer bei Glavinic. Zwischendurch etwas langatmig.

Rezension

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TanyBeevor 8 Jahren

In „Der Jonas-Komplex“ gibt es drei unterschiedliche Handlungsstränge, die sehr lange parallel laufen, ohne Berührungspunkte.

Es gibt ein Wiedersehen mit Jonas und Marie aus „das größere Wunder“. Manche Details sind anders, aber im Großen und Ganzen schließt die Geschichte dort an, wo sie aufgehört hat. Auch alte Freunde wie Zach tauchen wieder auf. Marie hat es sich in den Kopf gesetzt mit Jonas eine Expedition zum Südpol zu unternehmen. Allein, ohne Team. Jonas ist immer noch auf Sinnsuche… er hat unbegrenzt Geld zur Verfügung, aber viele Personen verloren, die ihm wichtig waren. Was soll er mit seinem Leben anfangen? Er kommt auf sehr seltsame Ideen, kann ich dazu nur sagen!

Außerdem lernen wir einen Jungen kennen, ich glaube 13 Jahre alt, der in Österreich unter schlimmen Umständen aufwächst. Er lebt bei einer Tante, die offensichtlich zu sehr mit ihrem eigenem Leben und ihren Süchten beschäftigt ist um sich um den Jungen zu kümmern. Trost findet er im Schachspiel.

Der dritte Handlungsstrang scheint eine Art Tagebuch des Autors während des Schreibens an dem Roman zu sein. So wirkt es jedenfalls, oder ist alles nur Fiktion? Zu wünschen wäre es ihm, denn hier wird vor allem Alkohol- und Kokainkonsum beschrieben.

Alle drei Hauptfiguren scheinen sich eine Frage zu stellen: „Wie soll man das Leben nur aushalten?“

„Der Jonas-Komplex“ ist mit seinen 752 Seiten recht umfangreich und war mir an manchen Stellen zu langatmig. Die verschiedenen Handlungsstränge haben erst ganz am Ende einen Berührungspunkt und zeitweise hatte ich das Gefühl einfach drei Bücher gleichzeitig zu lesen. Auch die Alkohol- und Drogenexzesse haben mich an einigen Stellen gelangweilt. Die letzten 50 Seiten haben aber einiges wieder wettgemacht und insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen, mit einem kurzen Durchhänger. Ich habe auch viel gelacht! Man darf aber nicht zart besaitet sein, der Humor und die Beschreibungen können schon recht derb sein.

Ich bin ein großer Glavinic Fan und habe viele seiner Werke gelesen. Besonders beeindruckt hat mich immer, dass seine Bücher sehr unterschiedlich sind. Das finde ich toll! Ein neues Glavinic-Buch ist keine sichere Bank in der Komfort-Zone, sondern kann den Leser begeistern oder enttäuschen oder überraschen. Und das ist gut so! Das gefällt mir!

Wer noch kein Buch des Autors gelesen hat sollte lieber zuerst zu einem anderen greifen. „Das größere Wunder“ kann ich besonders empfehlen und es erzählt quasi auch die Vorgeschichte zum Jonas-Komplex. „Das bin doch ich“ und „Unterwegs in Namen des Herrn“ haben mir auch sehr gefallen.

Von mir gibt es 4 Sterne für den Jonas-Komplex und ich werde den Autor nicht aus den Augen lassen.

Am Ende möchte ich noch eine Anmerkung zum E-Book loswerden. Ich lese sehr viele E-Books und ich hatte schon lange kein Buch mehr, das so schlecht als E-Book dargestellt wurde. Ständig gibt es mitten in der Zeile Wörter mit Trennungsstrich. Das stört den Lesefluss erheblich. Wenn das ein- oder zweimal pro Buch vorkommt ist es mir egal, aber hier war es manchmal mehrmals pro Seite!

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