Cover des Buches Morbus Dei (ISBN: 9783940767011)
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Rezension zu Morbus Dei von Thomas Manegold

Rezension zu "Morbus Dei" von Thomas Manegold

von Melana vor 16 Jahren

Rezension

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Melanavor 16 Jahren
Die Menschheit ist krank. Sie hat sich infiziert mit Leere, und diese Leere ist immun gegen alle Mittel, die der Mensch gegen sie einsetzt. Kein Rausch, keine Triebbefriedigung, kein Reichtum kann dieses Vakuum füllen, entfremdet und verloren treibt das Individuum in seiner Existenz. Das Leid ist allgegenwärtig. Und was ist mit Gott? Nun, Gott hatte das so nicht geplant. Selbst nur ein Spieler, muss auch ER sich an die Regeln halten, und auch ER macht Fehler. Gott schuf die Menschen und mit ihnen die Krankheit. Homo sapiens est morbus dei. Die Protagonisten dieser Kurzgeschichten leiden alle. Einige zerbrechen an der Kälte einer entzauberten Welt, andere verzweifeln ob der Dummheit ihrer Mitmenschen. Sie sind gefangen in den eigenen Unzulänglichkeiten und gehen am eigenen Größenwahn zugrunde. Was anfänglich wie die Aneinanderreihung einzelner, voneinander unabhängiger Sequenzen scheint, entwickelt sich schnell mit jeder Seite mehr zu einem großen Ganzen. Thomas Manegold hat in seinem neuen Buch Momentaufnahmen aus den Leben zahlreicher Individuen komplex verwoben und dabei die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele mit grellem Flutlicht ausgeleuchtet. Doch wie erschütternd und abgründig die Geschichten teilweise sein mögen, dem Autor mangelt es trotz allem nicht an (schwarzem) Humor. Denn noch während Gott im Chatprotokoll mit Albert E., Wolfgang Amadeus und dem Admin über die Spielregeln der Welterschaffung diskutiert, ist seine Menschheit schon wieder mit der Selbstausrottung beschäftigt. Da bleibt eigentlich nur noch der Reset-Button. Morbus Dei ist schonungslos ehrlich, philosophisch und sarkastisch zugleich – ein geniales Buch, das vor allem zur Selbstreflexion anregt, denn es wird sich wohl jeder Leser in dem einen oder anderen Charakter der Geschichten wieder finden. Damit hat es sich seinen Platz zwischen meinen Lieblingsbüchern redlich verdient.
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