Cover des Buches Der Reisende (ISBN: 9783608981230)
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Rezension zu Der Reisende von Ulrich Alexander Boschwitz

Beeindruckendes Werk

von .Steffi. vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Beeindruckendes Zeitdokument

Rezension

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.Steffi.vor 6 Jahren

Worum geht’s?

Deutschland im November 1938. Der Jude Otto Silbermann lebt mit seiner Frau in Berlin. Nach der Reichspogromnacht spitzt sich die Lage für die Juden zu. Freunde und Verwandte werden verhaftet, Silbermann dagegen entkommt und reist von nun an mit Zügen ziellos durch ganz Deutschland. Alles was ihm geblieben ist, ist ein Aktenkoffer voller Geld.


Dieser Roman wurde 1938 von Ulrich Alexander Boschwitz, einem deutschstämmigen Juden, verfasst. Dieser emigrierte 1935 nach Skandinavien und später nach England. Kurz vor Kriegsbeginn wurde Boschwitz interniert und mit vielen anderen Flüchtlingen nach Australien gebracht. Er selbst wurde nur 27 Jahre alt.

In England, Frankreich und den USA erschien „Der Reisende“ bereits zwischen 1939 und 1945, auf dem deutschen Markt erscheint der Roman also vergleichsweise erstaunlich spät.


Eigene Meinung:

Dieses Buch ist ein hervorragender Spiegel der damaligen Gesellschaft. Der Roman schafft es den Leser in eine Zeit und in eine Position hineinzuversetzen, die man lieber gar nicht einnehmen möchte. Man erlebt mit Silbermann zusammen die Ausweglosigkeit, mit der die Juden damals konfrontiert waren. So weiß Silbermann, dass nur eine Flucht ins Ausland ihn vor den Nazis retten könnte, doch für diese ist es schon zu spät. Alles was ihm bleibt ist das Herumreisen innerhalb der Deutschen Grenzen. Eindrucksvoll resigniert Silbermann „Für einen Juden ist eben das ganze Reich ein erweitertes Konzentrationslager.“

Auf seinen unzähligen Zugfahrten trifft Silbermann ehemalige Freunde und Bekannte, er kommt mit Fremden ins Gespräch, mit Juden und Nicht-Juden. Wir bekommen in zahlreichen gut durchdachten Dialogen Einblicke in die Gedankenwelt verschiedenster Personen. Diese Einblicke sind sehr authentisch und lassen oft fassungslos zurück.

Man wird Zeuge einer wachsenden Verzweiflung Silbermanns, die man als Leser nur allzu gut nachvollziehen kann.


Der Schreibstil ist leicht zu lesen, dennoch merkt man, dass die Sprache seiner Zeit entspringt.


Fazit:

Das Buch lässt einen sprachlos zurück. Ein beeindruckendes und unbedingt lesenswertes Zeitdokument.


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