Cover des Buches Zeiden, im Januar (ISBN: 9783803132680)
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Rezension zu Zeiden, im Januar von Ursula Ackrill

Anstrengende Kost

von anushka vor 9 Jahren

Rezension

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anushkavor 9 Jahren
21. Januar 1941, Zeiden, heutiges Rumänien: der Nazi Andreas Schmidt hält eine Ansprache an die Rumäniendeutschen in Zeiden, die sich immer noch als deutsche Volksgruppe verstehen und sich kulturell und wirtschaftlich von den Rumänen abgrenzen. Mit den Entwicklungen in Deutschland hegen sie nun die Hoffnung, als deutsche Volksgruppe anerkannt zu werden und aus dem Reich Unterstützung zu erhalten. Leontine Philippi hält dies und auch die gesamte Mentalität für einen Fehler. Sie beobachtet die Übergriffe auf die rumänischen Juden durch rumänische Legionäre mit Sorge. Durch ihre Äußerungen und Ansichten gerät sie ins Visier der Nationalsozialisten unter den Zeidner Bürgern.

Dieses Buch hat alles, um den Kritikern des Feuilletons zu gefallen. Und auch die Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse (und noch mögliche andere Preise) erscheint mir plausibel. Aber mir persönlich hat dieses Buch nicht besonders gut gefallen. Die Sätze und Ereignisse sind sehr verschachtelt. Zahlreiche Sätze sind durch Auslassung sperrig und ich musste sie unnötigerweise mehrfach lesen, weil sich mein Gehirn einfach nicht mit ihnen abfinden konnte. Über all dies ging mir viel vom Inhalt verloren bzw. hatte ich letzten Endes das Gefühl, dass es eigentlich nicht viel Inhalt gab. Allein die Informationen zu extrahieren, die der Klappentext gibt, fiel mir schwer. Um die eigentliche Bedeutung des Buches und seinen Beitrag zu verstehen, musste ich erst Buchbesprechungen lesen. Und trotzdem hatte ich zum Schluss alle zentralen Figuren aus Zeiden mit ihren Vergangenheiten kennengelernt und kannte alle Vorgeschichten, die an dem einen Abend im Januar bei Schmidts Vortrag zusammenlaufen. Zumindest gelang es diesem Buch, die Mentalität und die nationalistischen Emotionen der Zeidner gut zu vermitteln und auch die schleichenden Entwicklungen und die naive oder gewollte Blindheit der Zeidner.

Trotzdem hat mich dieses Buch durch seinen Stil erheblich frustriert und manches Mal hatte ich nach einer Lese"sitzung" das Gefühl, keine Ahnung zu haben, was ich da eigentlich gelesen habe. Da es bei Büchern, vor allem anspruchsvolleren, immer um die Buch-Leser-Passung geht, kann ich für mich nur sagen, zwischen "Zeiden, im Januar" und mir hat es einfach nicht gepasst. Trotzdem fand ich das Thema durchaus interessant und habe durch die weitergehende Recherche wieder einiges gelernt.
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