Rezension zu "Heute singe ich mein Leben" von Dawn Prince-Hughes
Dawn Prince-Hughes leidet am Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. Schon als Kind hatte sie Probleme im Umgang mit anderen Menschen, oft fühlte sie sich in sozialen Situationen unwohl. Ticks und Rituale sollten ihr dabei helfen, sich trotz der zahllosen Reize von außen zu beruhigen und sich irgendwie in der ihr so fremd erscheinenden Welt zurechtzufinden.
In ihrem Buch beschreibt die Autorin, die heute Anthropologin ist und mit ihrer Partnerin einen gemeinsamen Sohn hat, auf eindrucksvolle Weise, wie sie als Mensch mit Asperger die Welt um sich herum erlebt und wie sie es schaffte, nach Jahren der Obdachlosigkeit neuen Mut zu schöpfen und durch eine Gruppe in Gefangenschaft lebender Gorillas zu sich selbst zu finden.
Das Buch liest sich nicht nur sehr flüssig, es besticht auch durch die Intelligenz und Offenheit der Autorin, die uns an für sie prägenden Erfahrungen teilhaben lässt und es auf diese Weise schafft, uns die Türen zu einer Welt zu öffnen, die für uns ansonsten wohl für immer verschlossen bliebe.
Im Originial trägt das Buch den Titel "Songs of the Gorilla Nation". Dieser Titel ist besser gewählt, da ein Großteil des Buches, wie ich bei erstmaligem Lesen überrascht feststellte, vor allem von den Gorillas handelt, die Dawn jahrelang beobachtete und durch die sie endlich auch mehr über sich selbst und die Menschen um sie herum lernte. In ihrem Buch beschreibt sie, wie sie durch die Gorillas anfing, Gefühle wie Wut und Dankbarkeit besser zu verstehen und das rätselhafte Verhalten ihrer Umwelt zu entschlüsseln. Lässt man sich auf diese Passagen ein, so wird man schnell erkennen, wie außergewöhnlich Dawns Geschichte tatsächlich ist - und wie viel wir alle von Tieren, nicht nur Menschenaffen, lernen könnten.
"Heute singe ich mein Leben" ist eine kraftvoll erzählte, anrührende Lebensgeschichte, die man immer wieder lesen kann. Hut ab!