‚Hells Angels und Bandidos haben in den vergangenen Jahren Hunderte junger Männer angezogen, die mit dem Lebensgefühl der Altrocker nichts mehr verbindet. Sie hören Hip-Hop statt Rock‘n’Roll, sie rasieren sich die Köpfe, Gesichter und Achseln, statt lange Haare im Wind wehen zu lassen, sie gehen auf die Sonnenbank und tragen Brillis im Ohr, keine Eisernen Kreuze mehr.‘ (Seite 11)
Jörg Diehl, Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer vermitteln in ihrem bereits 2013 erschienen und nun neu aufgelegten (aber nicht aktualisierten!) Buch Grundlagenwissen über die Biker-Szene in Deutschland, berichten von Ritualen und Regeln, von Geschichte und Entwicklung, von Rivalitäten zwischen den einzelnen Rockergruppen und von Polizeieinsätzen, von Drogen- und Menschenhandel, Gewalt und Rassismus, aber auch von Ehre, Freiheit und Kameradschaft.
Für mich war das Thema vor der Lektüre ziemlich neu und eher fremd, so dass ich den Autoren sehr dankbar für die Basisinformationen im Buch war und bin. Ich war vor dem Lesen sehr neugierig auf Strukturen und die Organisation der deutschen Bker-Szene, und die Autoren haben mir sehr viel Wissen vermitteln können. Allerdings haben die Informationen aus dem Buch schon ein paar Jahre auf dem Buckel, und als Leser erfährt man nichts über die Entwicklungen im letzten Jahrzehnt.
Bereits der Einstieg mit dem GSG9-Einsatz in Sachen Frank Hanebuth - 2012 der mächtigste Hells Angel in Europa - hat mich in den Bann geschlagen, und im Verlauf können die Autoren die Spannung halten, gehen aber auch sehr ins Detail, so dass man tiefe Einblicke bekommen kann. Bisweilen fand ich aber, dass die Autoren viel zu weitschweifig erzählen, und meiner Meinung nach hätte das Buch locker gekürzt werden können.
Jörg Diehl
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Jörg Diehl
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Undercover: Ein V-Mann packt aus - Ein SPIEGEL-Buch
Undercover: Ein V-Mann packt aus
Neue Rezensionen zu Jörg Diehl
Es ist sehr Spannend und interessant geschrieben. Man kommt direkt in die Lebensgeschichten von Murat Cem rein. Interessant ist es deswegen, weil es der Realität entspricht und diese "Brutale" Welt einfach mal klar und deutlich zeigt. All das was wir alle, hoffentlich niemals so real miterleben werden wie Murat Cem.
Und spannend, weil es sehr gut geschrieben ist. Schon der Prolog versetzt einen direkt in die Lebensgeschichte des Mannes der sich hier Murat nennt. Er lässt uns an seiner "Arbeit" teilhaben. Das traurige ist das es seine Lebensgeschichte ist. Er weiß nie was passiert und ob er sicher sein wird. Aber seine Arbeit ist einfach so wichtig. Von uns gibt es eine klare Leseempfehlung für jeden der sich für Sachbücher und Kriminalitätsarbeit der Polizei interessiert. Ein Mann (Murat Cem, dies ist natürlichnicht sein richtiger Name) packt über seine Undercover Arbeit als v- Mann aus.
Das Cover passt sehr gut zur Lebensgeschichte und ist deswegen sehr gut gewählt. Der Schreibstil ist flüssig, man kann der Geschichte stets folgen und alles nachvollziehen. Die Geschichte von Murat Cem ist sehr informativ und aufschlussreich verfasst worden. Manche Informationen sind wohl daher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen, aber durch die Hintergrundinformationen ist das Geschehen nachvollziehbar.
Rezension zu "Undercover" von Jörg Diehl
Murat Cem. VP01. Er war ganz nah an Amri und anderen potentiellen Terroristen. Aber auch Drogendealer, Zuhälter, Hehler und Mörder hat er für die Polizei ausgespäht und geholfen diese dingfest zu machen. Dann wurde er in den "Ruhestand" versetzt. Gegen seinen Willen und nun ist er wütend auf die Polizei und die Welt. Berechtigt? Nun, Murat braucht Action und Anerkennung und die Polizei braucht Leute wie Murat. Bei seiner Geschichte wird schnell klar, dass Murat in einer toxischen Beziehung gefangen war und bis heute aus dieser nicht ausbrechen kann. Er war intelligent genug, um auf der Straße zu agieren, aber hat anscheinend nicht die Rolle eines V-Mannes verstanden. Er hat diese Aufgabe als seinen Vollzeitjob begriffen. So als sei er Undercoverpolizist, was er aber nicht war. V-Personen sind meistens Personen, die für Geld Leute verraten und nicht Menschen, die ihr Leben in den Dienst der Polizei stellen und von Szene zu Szene tingeln. Das hat Murat nicht verstanden, aber das hat die Polizei ausgenutzt.
Die Geschichte von Murat wird spannend, schnell und gut strukturiert erzählt. Dies dürfte auch an den Akten liegen, die Zugang lieferten und Murats gutes Gedächtnis. Definitiv ein Buch, was an einem Tag durchgelesen werden kann, da es in seinen Bann zieht.
Wer sich für die Thematik interessiert bekommt eine spannende Geschichte präsentiert, aber sollte keine Hintergrundinformationen zur Polizeiarbeit erwarten. Denn das ist die Geschichte von Murat und nicht von einem Polizisten. Denn noch nach seinem V-Manneinsatz konnte Murat der Kriminalität nicht absprechen. Wie er selbst sagt: V-Männer werden nur Kriminelle und Verrückte. Murat ist beides.
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