Rezension zu "Grenzenlose Gaumenfreuden" von Jutta Meurers-Balke
Der Beitrag der römischen Zivilisation und Kultur zur Entwicklung Europas ist hinreichend bekannt, nicht nur aus dem Lateinunterricht. Doch die Bedeutung der römischen Kultur für das Essen und Trinken insbesondere in den nördlicheren germanischen Provinzen des römischen Reiches ist weniger bekannt.
Dass die Römer den Weinbau an Mosel und Rhein gebracht haben, das weiß zwar jeder, der sich irgendwann einmal mit der Geschichte des Weins, den er trinkt, befasst hat. Aber wie kam eigentlich die Zwiebel nach Köln?
Mit diesen und vielen anderen Fragen befasst sich dieses wunderbare Buch über „Römische Küche in einer germanischen Provinz“ der Archäobotanikerin Jutta Meurers- Balke und der Archäologin Tünde Kaszab-Olschewski. Auf der Höhe ihrer Forschungen am Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität zu Köln zeigen sie am Beispiel Kölns und seiner Umgebung, „wie die Begegnung mit der überlegenen römischen Kultur zu einer allmählichen und nachhaltigen Verfeinerung des Esssitten führte“, unterstützt von einer für die damaligen Verhältnisse unglaublichen Logistik, die es beispielsweise schaffte Meeresfische frisch bis nach Köln zu transportieren.
Eine große Zahl von Originalrezepten im lateinischen Original und in der deutschen Übersetzung reichern zusammen mit zahlreichen Abbildungen und Zeichnungen nicht nur eine ganz außergewöhnliche Kulturgeschichte des Essen und Trinkens in den römischen Provinzen an, sondern auch eine absolut verständliche und spannende Einführung in die moderne archäologische Forschung, die es nach wie vor schafft, mit ganz verblüffenden Erkenntnisse aufzuwarten.