Rezension zu "Im Zweifel für Gott: Wie wir an Gott dranbleiben, wenn der Glaube nicht trägt" von Malte Detje
Eigentlich suggeriert der Haupttitel genau das, was überengagierte Missionare zuweilen vollmundig versprechen: Vertraue in der Not auf Gott und du hast keine Probleme mehr. Doch der Untertitel bringt die Prämisse des Buchs auf den Punkt, denn Malte Detje (und wahrscheinlich jeder andere ehrliche Seelsorger auf der Welt) hat die Erfahrung gemacht, dass der Glaube, egal wie tief er auch sein mag, eben nicht von den Abwegen, Ängsten und Zweifeln des Lebens befreit.
Dabei spricht er schon in den Kapitelüberschriften eine ganze Reihe von Reizthemen an, die manchem frommen Idealisten wie ein rotes Tuch erscheinen dürften: "Wenn Gott nicht hält, was er verspricht", "Lobpreis - Wenn mein Singen leer wird", "Wenn Gottes Wort mir Angst macht", "Wenn Sünde Teil meines Lebens bleibt", "Wenn Kirche nicht mehr mein Zuhause ist", "Gott braucht unsere guten Werke nicht" und viele andere. Die Antworten findet Detje nicht etwa in einer völligen Abkehr von allen christlichen Dingen sondern mittendrin - in der Bibel.
Ganz nach lutherischer Tradition, sola scriptura, spürt er mit scharfem Blick Bibelstellen auf, die man in diesem Licht womöglich noch gar nicht betrachtet hat. Denn die Bibel lässt das hehre Vorbild von Jesus und die geradezu unerreichbaren Gebote Gottes nicht für sich stehen, sondern erzählt fast durchweg von Menschen, die daran gescheitert sind und dennoch vor seinen Augen Gnade gefunden haben. Dazu zählt im übrigen auch Paulus - erhabenes Idol unzähliger Prediger und Gemeindevorsteher - der sich übrigens auch noch nach seiner Bekehrung als Sklaven der Sünde betitelt (Röm 7,7 - 25).
Das ist die zentrale Botschaft: Das was Jesus getan hat und wie Gott uns ansieht - darauf kommt es an, nicht auf den besten Lobpreis, die hipste Kirche, den dicksten Spendenscheck oder die größte zur Schau gestellte Demut. Diese Dinge machen auf Dauer allein nicht glücklich und erkaufen keine Freiheit. Das wurde schon getan, am Kreuz, nur das zählt am Ende wirklich. Und noch ein Fazit: Das Buch sollte bewusst gelesen werden. Hier lauern weder weise, leicht verdauliche Kalendersprüche noch emotionale Durchhaltephrasen sondern gut begründete Seelsorge, basierend auf verständlich angewandter Theologie.