Rezension zu "Das verlorene Paradies" von Abdulrazak Gurnah
Erzählt wird die Geschichte von Yusuf im ausgehenden 19. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Staates Tansania. Als Faustpfand für die Schulden seines Vaters beim Kaufmann Aziz muss er mit diesem in die weit entfernte und fremde Stadt und zusammen mit einem älteren Jungen dessen Laden führen. Zunächst hat er noch Heimweh und Sehnsucht, doch bald fügt er sich in sein Schicksal und führt ein anderes Leben, als es ihm vorbestimmt war..
Die Handlung begleitet Yusuf bis er zum jungen und sehr hübschen Mann gereift ist. In einer Zeit des kolonialen Umbruchs erlebt er auf der Reise zum großen See als Jugendlicher ein eindrucksvolles und traumatisches Abenteuer. Er lernt die Liebe kennen und das Begehren der Frauen, die seinen äußeren Reizen verfallen.
Bei diesem Blick in die Vergangenheit lernen wir eine vergangene und fremde Welt kennen, das ist für mich das Interessante am Roman.
Mit dem Schreibstil habe ich mich insgesamt schwer getan. Zum Teil sehr ausschmückend und blumig, zum Teil zäh und ausgetreten, zum Teil an Karl May erinnernd, habe ich mich gewundert, dass der Autor den Nobelpreis für Literatur 2021 erhalten hat. Insgesamt wirkt die Erzählkunst ein wenig aus der Zeit gefallen und das nicht unbedingt im positiven Sinne.
Die Umsetzung als Hörbuch halte ich durchaus für gelungen. Es wird von Pierre Sanoussi-Bliss gelesen. Die ungekürzte Lesung dauert über 6 Stunden (dafür gebe ich den 4. Stern)
Fazit: Als Jugendlicher hätte ich die Geschichte verschlungen, aus heutiger Sicht ist sie guter Durchschnitt, aber auch nicht mehr.